Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

27.09.2017

Reger Meinungsaustausch: Landkreis bleibt mit seinen Landwirten im Gespräch

„Eine sehr schöne Tradition“, fand Landrat Holger Heymann und verfolgte erstmals als Hausherr, wie Mitglieder des Landwirtschaftlichen Zweigvereins Reepsholt und Umgebung die kunstvoll gebundene, schwere Erntekrone ins Kreishaus hievten. Für die nächsten Wochen und Monate hängt sie nun, mit einer massiven Kette befestigt, im Haupttreppenhaus des denkmalgeschützten Gebäudes und erinnert daran, dass die Landwirtschaft im ländlichen Kreisgebiet an der ostfriesischen Nordseeküste eine wichtige Rolle spielt.

Dann trafen sich Vertreter der Kreisbehörde – wie schon in den beiden Vorjahren – unter der Leitung des Hausherrn mit den Vorsitzenden der Zweigvereine des LHV Wittmund und dem Landfrauenvorstand zu einem regen Meinungsaustausch. Aktuelle Themen in der Landwirtschaft standen an, das Gespräch nahm erneut mehr als zwei Stunden in Anspruch. Allen Beteiligten, dabei auch für die Kreislandfrauen die neue Vorsitzende Imke Janssen, ist der enge und vertrauensvolle Austausch in kleiner Runde wichtig, wie Landrat Heymann und der Landvolk-Kreisvorsitzende Manfred Tannen hervorhoben. Man pflege einen engen Dialog um Probleme gemeinsam anzugehen und wolle dies auch in Zukunft so beibehalten.

Imke Janssen sorgte sich in ihrem Beitrag um die gesellschaftliche Wertschätzung von Lebensmitteln – und Landwirten als deren Produzenten – allgemein, forderte mehr Anerkennung für den von Marktschwankungen und bürokratischen Hemmnissen gebeutelten Berufsstand. Sie sorgte sich vor allem um den Lebensabend von Bäuerinnen, denen oft nur eine kleine staatliche Rente winke und denen meist die Möglichkeit nicht gegeben sei, betrieblich oder privat für das Alter vorzusorgen. Sie regte auch an, an Gymnasien wieder das Fach Hauswirtschaft anzubieten, um junge Menschen fit fürs wahre Leben zu machen.

Die Kreisverwaltung nutzte unter der Moderation von Landrat Heymann das Treffen, um aktuelle Gesetzesvorhaben und Tendenzen zu erläutern. So ging es um den Stand des Breitbandausbaus im Kreisgebiet, die Düngeverordnung, die Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV), Kompensationsprojekte und Auflagen im sich stets wandelnden deutschen Baurecht. Bürokratische Anforderungen, per Gesetz von oben geregelt, die den Landwirten massiv Kopfzerbrechen bereiten. Aktuelle Themen zu Tierseuchen und zur Tiergesundheit, aber auch zur diesjährigen Umsetzung von Cross Compliance-Prüfungen sprach auch der Geschäftsführer des Veterinäramtes JadeWeser, Dr. Norbert Heising, an. Der rechnet übrigens damit, dass es nicht lange dauern kann, bis es auch hier Wolf-Sichtungen gibt und möglicherweise auch Übergriffe der pelzigen Jäger auf Weidetiere im Kreisgebiet.

Für den regen Meinungsaustausch hatten die Landfrauen aus dem Kreisverband Wittmund den Großen Sitzungssaal im Kreishaus eindrucksvoll dekoriert. Sie hatten auch Milchmixgetränke und bunten Platten mit Häppchen vorbereitet – ein Hauch von Erntedank zog so für kurze Zeit im Kreishaus ein. Und das soll auch so bleiben, sagte Landrat Heymann, der bereits eine Einladung für das nächste Jahr aussprach.

Bei aller Harmonie auf lokaler Ebene – hier spricht man miteinander – so kritisierte Manfred Tannen doch massive Verwerfungen durch staatliche Eingriffe, die es unmöglich machten, den laufenden Strukturwandel zu ordnen und geregelt ablaufen zu lassen. So sei es kaum hinnehmbar, dass etwa das Land Berlin jetzt gegen die Schweinehaltung klage, denn auf das Angebot und Konsumverhalten der Verbraucher werde dies keinen Einfluss haben. Dabei bräuchten Bauern in Deutschland, auch in Ostfriesland, Planungssicherheit, um Investitionskredite abzuschließen und dann auch zu bedienen.

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