17.02.2017
Der LHV und die Ostfriesische Volkbank (OVB) haben am Freitag zu einer Diskussion zum Thema Zukunftsbranche Agrar eingeladen. Nach den Grußworten hielten Dr. Albert Hortmann-Scholten und Udo Pollmer je ein Impulsvortrag. Im Anschluss beantworteten sie mit Bernd Terhalle und Manfred Tannen die Fragen des Publikums, die Moderator Ralf Stephan weitergab.
Nach dem Grußwort von OVB-Aufsichtsratvorsitzendem Holger Franz ging Justus Ackermann auf die aktuelle Lage in der Landwirtschaft ein. "Die Preise haben sich zwar erholt, es reicht im Moment aber nur um den Kopf aus dem Wasser zu bekommen und Luft zu holen." so Ackermann und berichtet, dass die Landwirte im Moment sehr im Fokus von Kritik ständen. Aber Landwirte entwickeln sich weiter, verbessern sich, erklärte er. "Wir müssen mit breiter Brust auftreten und auch zeigen, was wir bereits leisten."
Dr. Albert Hortmann-Scholten blickte auf die derzeitige Situation der Landwirte. Es sähe für das Wirtschaftsjahr 2016/17 wieder besser aus, resümierte er. "Wir müssen die Betriebe zukunftssicher machen." so Hortmann-Scholten. Landwirte müssen mit den Volatilitäten zurecht kommen. Er empfiehlt den Betrieben sich außerlandwirtschaftlich zu diversifizieren. Die gesellschaftlichen Anforderungen werden außerdem mehr Einfluss auf die Bewirtschaftung der Betriebe haben. Als Beispiel nannte er die neuen Edeka-Richtlinien.
Udo Pollmer berichtete in seinem Vortrag über die alternativen Fakten zu Lebensmitteln. Angefangen von Cholesterin in Lebensmitteln bis hin zur krebserregenden Wurst. NGOs würden die Politik machen, sie kontrollieren die Medien und die Politiker würden das machen, was der Lauteste fordere.
Er ging mit den Ernährungstrends hart in Gericht. "Wenn Frauen ihren Männern Tofu servieren, ist die Familienplanung abgeschlossen." Er spielt damit auf dem hohen Gehalt an unfruchtbar machenden Sexualhormonen in Sojaprodukten an.
Man dürfe aber nicht vergessen, dass etwa 2/3 der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche nur mit Tierhaltung möglich sei, da sie nicht ackerbaulich genutzt werden könne.
Landwirte müssen ihre Arbeit erklären, es reiche nicht ein Bild von Kühen im Stall zu zeigen. Es müsse erklärt werden, dass Fressgitter Kühe nicht einsperren oder zum Fressen zwingen. Zeigt man Bilder von moderner Tierhaltung, denke die ältere Generation, was habe sich doch alles verbessert und die Jüngeren, dass die Bilder gefaked sind.
NGOs beschäftigen Campaigner für ihre Zwecke, da müssten Landwirte auch ran. Zeitung, Fernsehen oder Radio erreiche nur die Älteren, die Jüngeren sind in den sozialen Medien aktiv, die müssen darüber angesprochen werden, so Pollmer.
Die anschließende Diskussion griff viele Punkte der Vorträge wieder auf. So z. B. ob es nötig war, die Verbesserung des landwirtschaftlichen Situation so medienwirksam zu präsentieren. Hortmann-Scholten betonte, dass die vielen Wenns und Abers bei der Prognose kommuniziert wurden, diese aber keinen Eingang in die Zeitungsberichte fanden. Außerdem könne man nicht immer nur Schwarzmalerei betreiben, dass wäre schlussendlich genauso schädlich wie der Blick durch eine rosarote Brille.
Manfred Tannen zeigte sich betroffen, dass 40 Prozent der Sauenhalter in den letzten Jahren aufgegegeben haben. Das werde nicht wahrgenommen, so Tannen, weshalb er seinen Schritt öffentlich gemacht habe. Er erläuterte die Hintergründe der Aufgabe der Sauenhaltung und betonte, dass es dafür keine wirtschaftlichen Gründe gab, sondern, dass einzig der unsichere rechtliche Rahmen eine Rolle spielte.
Pollmer riet, dass Landwirte sich Verbündete suchen sollten, um den negativen Anschuldigungen Herr zu werden. Bernd Terhalle berichtete als Beispiel, um miteinander ins Gespräch zu kommen, von der MRSA-Wette.
Es konnten in der Kürze der Zeit gar nicht alle Fragen behandelt werden, viele diskutierten im Anschluss beim Mittagsimbiß weiter.