Bauerntag in Schkeuditz bei Leipzig aus ostfriesischer Sicht von Manfred Tannen, Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland e.V.

Ohne allzu großes Medienecho fand in der letzten Woche der Bauerntag des Deutschen Bauernverbandes in der Nähe von Leipzig statt. Die Themenvielfalt war größer denn je: Klimawandel, Artenvielfalt, Biodiversität, Welternährung, Ethik in der Tierhaltung, gesellschaftliche Akzeptanz und vieles mehr, berichtete Manfred Tannen, der als Delegierter am Bauerntag teilnahm.
Deutlich geworden seien laut Tannen zahlreiche Zielkonflikte, die es von Politik, Gesellschaft, Handel und Landwirtschaft zu lösen gelte. So will z.B. unsere Verantwortung bei 800 Millionen Hungernden weltweit nicht so recht zu der Diskussion um den ökologischen Fußabdruck pro Einheit oder einer verbesserten Artenvielfalt passen.
Die weltweite Liberalisierung der Agrarmärkte und der damit steigende Marktdruck setze sich trotz protektionistischer Absichten einiger Staatschefs weiter fort. Der bevorstehende Abschluss des Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten sei ein gutes Beispiel dafür. Falls es aber nicht gelänge, Lebensmittelimporte dabei auf unsere hohen inländischen Produktionsstandards zu verpflichten, drohe ein Ausverkauf der hiesigen Familienbetriebe, befürchtet Tannen und weiter: „Bei einer zunehmenden Entfremdung zwischen Stadt und Land und einer abnehmenden Stabilität unserer Gesellschaft insgesamt, wird es für uns Landwirte immer schwieriger, den Spagat zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen und Markterfordernissen zu bewältigen. Ohne konkrete Antworten aus der Politik bauen sich gerade bei jüngeren Landwirten dadurch Zukunftsängste auf, die nicht nur Investitionen verhindern, sondern ein Abwandern in andere Berufsfelder zur Folge haben.“
Bauern seien zu Veränderungen bereit – sie wären und seien schon immer einem ständigen Wandel unterworfen – ohne die notwendige Planungssicherheit leide aber das Vertrauen in die Zukunft, verdeutlicht Tannen.
So bemerkenswert die Wucht und Dynamik der „Fridays for future“ Bewegung auch sei, Lösungen müssen auf wissenschaftlicher Basis gesucht werden und nicht nur die Befriedigung des gesellschaftlichen Mainstreams zum Ziel haben. Probleme neu zu denken, dabei sollte auch die Nutzung von grüner Gentechnik nicht weiter verteufelt werden, darin waren sich Bauernpräsident Rukwied und Bundesministerin Klöckner einig.
„Die Diskussionen auf dem Bauerntag haben gezeigt, dass wir Landwirte dringend konkrete Antworten auf die Zielkonflikte für unsere Zukunftsplanungen brauchen und bei deren Erarbeitung mitwirken wollen. Das Motto des Bauerntages: „Wandel braucht Verlässlichkeit“ war daher meiner Meinung nach sehr gut gewählt.“ fasst Manfred Tannen die Veranstaltung zusammen.