Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

Wadden Sea Forum bringt die Gänseproblematik auf den Weg zur nächsten Trilateralen Wattenmeerkonferenz in Tonder

Die Vertreter der Landwirtschaft im Wadden Sea Forum (von links): Hilbrand Sinnema als Vorsitzender von LTO Noord in Groningen (NL), Kristen Fromsejer von „De Danske Landboforeninger“ (DK) und Erich Hinrichs. Es fehlt Melff Melffsen als Vertreter des Bauernverbands Schleswig-Holstein.

Das Wadden Sea Forum gibt es seit 2002, um unterschiedliche Nutzerinteressen in der Wattenmeerregion zwischen Den Helder und Esbjerg zu formulieren. Das 23. Forum fand letzte Woche (Kalenderwoche 44/2013) in Aurich statt.

 

Für die Vertreter der Landwirtschaft war die Verabschiedung des Berichts ihrer Arbeitsgruppe zu einem trilateralen Rahmen für ein Gänsemanagement von überragender Bedeutung. Überall entlang der Küste nehmen die Konflikte mit Nordischen Wildgänsen zu. Besonders die Population der Nonnengänse steigt weiterhin zügig an. Die Populationen werden nicht nur größer, auch die Aufenthaltsdauer der Gänse verlängert sich und damit die Größe der Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen.

 

Die Wattenmeerkonferenz der Umweltminister auf Sylt im Jahr 2009 hatte sich bereits mit der Gänseproblematik beschäftigt. In der Umsetzung eines gemeinsamen Gänsemanagements war aber nichts passiert. Deshalb hatte sich erneut eine Arbeitsgruppe zusammengesetzt, um einen neuen Bericht mit konkreteren Vorschlägen anzufertigen.

 

An dieser Gruppe haben Wissenschaftler, Ministeriumsvertreter aus den vier Regionen (Die Niederlande, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Dänemark) und jeweils ein Landwirt aus jeder Region teilgenommen. Niedersachsen wird durch LHV-Präsident Erich Hinrichs vertreten.

 

Nach acht Sitzungen war der englischsprachige Schlussbericht druckreif und wurde jetzt in Aurich auf den Weg quasi nach Tonder gebracht. Der Bericht ist allein deshalb so bedeutsam, weil er eine eingehende Inventur über die unterschiedlichen Situationen und Vorgehensweisen beim winterlichen Aufenthalt von Nordischen Gänsen erarbeitet hat. Allein diese Kenntnis war offensichtlich bei den verantwortlichen Ministerien in diesem Ausmaß vorher nicht vorhanden.

 

Im Fokus des Berichts stehen Nordische Wildgänse als Zugvögel. Hier geht es um Graugänse, Blässgänse, Nonnengänse und Ringelgänse. Die Inventur zeigte, dass die Praktiken in den vier Regionen sehr unterschiedlich sind. So unterscheiden sich beispielsweise die Jagdregelungen ganz erheblich, aber auch bei den Angeboten zum Vertragsnaturschutz oder zu den Schadensausgleichsregelungen gibt es vier Welten.

 

Die Nordischen Wildgänse sind sehr mobil und regionale Managementaktivitäten haben das Potential die Bürde der dichten Gänsepopulation zu einer Neuverteilung der Gänse zu bringen, also die Bürde über die Grenze zu tragen. Die Population der Nordischen Wildgänse entlang der Wattenmeerküste von den Niederlanden bis Dänemark muss als eine Einheit gesehen werden. Das war die klare Ansage der Wissenschaft. Managementmaßnahmen sollen bewirken, die Konflikte mit den Gänsen zu beherrschen. Das kann nur mit mehr Koordination und mehr Harmonisierung zwischen den Regionen geschehen.

 

Der Bericht schlägt einen Rahmen für ein solch gemeinsames Management vor. Die jeweilige Umsetzung bleibt jedem Land überlassen. Alle vier zuständigen Regierungen sollen sich aber verpflichten, die Konflikte mit den Gänsen für die Landwirtschaft in den nächsten zwei Jahren spürbar zu reduzieren. Für die Vertreter der Landwirtschaft ist klar, dass entweder attraktive Vertragsnaturschutzvarianten für die Bauern anzubieten sind oder alternativ die Schäden auszugleichen sind, wie es z.B. in den Niederlanden schon geschieht. Es ist auch offensichtlich, dass die sich verstärkende Gänseproblematik auch wissenschaftliche Begleitung benötigt. In dem Bericht werden die nationalen und internationalen Verpflichtungen zum Artenschutz bei den Nordischen Gastvögeln in der Wattenmeerzone nicht in Frage gestellt.

 

Natürlich gibt es auch Probleme mit brütenden Gänsen im Sommer, die erhebliche Schäden anrichten und sich ungewöhnlich stark vermehren. Zu nennen ist hier zuerst die Graugans, aber auch exotische Arten wie Kanadagans und Nilgans spielen eine Rolle. Für das Management dieser Probleme ist aber kein trilateraler Ansatz notwendig. Diese Probleme müssen regional gelöst werden. Aus diesem Grund wurde dieser Aspekt in dem Bericht ausgeklammert.

 

Die landwirtschaftlichen Vertreter hoffen, dass es gelingt, mit diesem 40-seitigen Bericht die Gänsethematik ganz nach oben auf die Tagesordnung unserer Umweltminister zu bringen und dort endlich ein Handeln zu erzwingen. Die Umweltminister der Niederlande, von Deutschland und Dänemark behandeln den Bericht auf ihrer Konferenz Anfang Februar 2014 in Tonder. Wenn Niedersachsen diesen Bericht ernst nimmt, dann muss sich auch bei den jetzigen Überlegungen zur Fortsetzung des Vertragsnaturschutzes noch viel bewegen.

 

Die landwirtschaftlichen Vertreter bedanken sich bei Jesper Madsen aus Dänemark, bei Kees Koffijberg aus den Niederlanden (beide Wissenschaftler), bei Meinte Engelmoer aus der Naturschutzverwaltung der Provinz Friesland und bei Manfrad Vollmer vom Sekretariat des Wadden Sea Forums für die Arbeit am Text des Berichts.

 

Wir hoffen, dass diese Arbeit dazu beiträgt, dass sich in der Gänseproblematik etwas zum Vorteil der Landwirtschaft bewegt.

 

Erich Hinrichs

 

Nachtrag: Mittlerweile ist der "Goose report" online auf http://www.waddensea-forum.org/index.php/goose-grazing.html zu finden.

Copyright © Landw. Hauptverein für Ostfriesland e.V. - Südeweg 2 - 26607 Aurich - Telefon: 0 49 41 / 60 92 50
Zum Seitenanfang