Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

29.05.2018

Dem Nitrat in der Ems auf der Spur...

Die RZ berichtete kürzlich über die ersten Ergebnisse der Nitratmessungen in der Ems (https://rheiderland.de/lokales/regional/artikel/19280/nitrat-werte-an-der-ems-alarmierend) und nannte die Werte alarmierend. 

Ist es nicht ein wenig zu einfach, den Landwirten die Schuld in die Schuhe zu schieben?

 

Rudi Bleeker vom LHV Leer nimmt Stellung:

 

Die Umweltverbände schlagen Alarm: Laut WWF, NABU und BUND haben ihre verdeckten Ermittler in beinahe einem Drittel ihrer Gewässerproben Grenzwertüberschreitungen in Oberflächengewässern an der Ems fest gestellt. Unstrittig gibt es in mehreren Regionen Niedersachsens ein Problem mit Nährstoffüberschüssen. Die Ursachen für die bedenkliche Wasserqualität der Ems sind allerdings weniger dem Eintrag von Stickstoff geschuldet als vielmehr dem Ausbauzustand des Fahrwassers, nämlich der fortschreitenden Vertiefung und Begradigung. Durch die geänderte Tidedynamik, besonders die zunehmende Flutstromdominanz, sind Salz- und Sedimentgehalt in den letzten Jahrzehnten erheblich gestiegen. Entsprechend nimmt der Sauerstoffgehalt ab.

 

Der Nitrat-Grenzwert ist auf eine Änderung der Bewertungskriterien zurück zu führen. Am 20.06.2016 wurde die Umweltqualitätsnorm (UQN) der Oberflächengewässerverordnung (OGewV) geändert. Bei der UQN galt bislang – wie aktuell bei der Grundwasser- und Trinkwasserverordnung – ein Grenzwert von 50 mg Nitrat (NO3)/L. Die neue OGewV setzt den Grenzwert bereits bei 2,8 mg/L Gesamtstickstoff (TN), das entspricht einem Nitratgehalt von 12,4 mg/L – also weniger als ein Viertel der bislang geltenden Werte. 

 

Es ist sicherlich legitim, beim Wasserschutz ehrgeizige Ziele zu setzen und die Bewertung anhand der technischen Möglichkeiten bei der Analyse vorzunehmen. Das sollte dann aber offen kommuniziert werden. Diese Änderung der Vorgaben, die für die Öffentlichkeit nicht so ohne weiteres  nachvollziehbar ist, wird als Vorwand für eine Kampagne gegen einen ganzen Berufsstand missbraucht. Dass die Umweltverbände diese Vorlage für sich nutzen, ist nachvollziehbar. Dass staatliche Stellen ebenfalls dazu beitragen, allerdings weniger. Die Landwirte sind seit Jahrzehnten in Kooperation mit den regionalen Wasserversorgern aktiv bei der Entwicklung und Durchführung von praktischen Maßnahmen zum Wasserschutz. Solche PR-Aktionen hingegen sind für das gemeinsame Ziel, nämlich kontinuierliche Fortschritte beim Gewässerschutz, absolut kontraproduktiv und schaden auch der Glaubwürdigkeit aller Beteiligten.

 

Wie Tidepolder, geöffnete Sommerdeiche und renaturierte Teilstrecken jährlich 160.000 kg Stickstoff aus der Ems filtern sollen, bleibt vorerst ein Geheimnis. Weitaus effektiver wäre eine Nutzung dieser Flächen als Grünland, wo bis zu 400 kg Nitrat je Hektar und Jahr entzogen werden. Das wäre ein Vielfaches der prognostizierten Menge der Umweltverbände.

 

Copyright © Landw. Hauptverein für Ostfriesland e.V. - Südeweg 2 - 26607 Aurich - Telefon: 0 49 41 / 60 92 50
Zum Seitenanfang