Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

09.09.2021

"Earl of Lowlands" - Treffen der Partner

Strahlend blauer Himmel, in der Ferne glitzert die Nordsee und zwischen ihr und dem Deich weiden friedlich einige Rinder. Auf dem ersten Blick ein typischer Anblick für Norddeutschland? Mitnichten, denn meistens sind die Flächen zwischen Nordsee und Deich streng geschützt, die landwirtschaftliche Nutzung ist dort nicht mehr üblich. Auch ein genauerer Blick auf die Rinder zeigt, das sind keine typischen schwarz-bunten Holsteinrinder.

Erstes Treffen der Projektpartner

Auf dem Deich an der Wurster Nordseeküste stehen etwa dreißig Frauen und Männer und diskutieren angeregt. Sie alle sind am Projekt „Earl of Lowlands“ beteiligt und lernen sich nun endlich persönlich kennen. Begonnen hat alles vor drei Jahren: Dirk Nennen vom Handelshof, Dr. Bernhard Schuirmann vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Ostfriesland e. V., Jan Lawrence von Standard Fleisch, Peter Bartz von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Hans-Jürgen Euler vom Verein zur Erhaltung des Deutschen schwarzbunten Niederungsrindes und Landwirte wie Dirk Tramsen oder Renke Westerman wollten einen anderen Weg in der Fleischerzeugung gehen, weg von schnell und günstig, hin zu hoher Qualität und fairen Preisen. Aus ersten einzelnen Ideen entwickelte sich bald ein Konzept für „Earl of Lowlands“.

Was ist neu daran?

Die ganzheitliche Herangehensweise zeichnet dieses Qualitätsfleischprogramm aus. Es geht dabei nicht nur um die Mast auf der Weide oder die Zeit, die den Tieren gegeben wird, um sich zu entwickeln. Der Erhalt einer bedrohten Nutztierrasse steht ebenfalls im Fokus. Das Deutsche schwarzbunte Niederungsrind (DSN) ist eine alte Zweinutzungsrasse, die vom Aussterben bedroht ist. Zweinutzung bedeutet, sie ist sowohl für die Milch- als auch die Fleischerzeugung geeignet. Außerdem sind die Tiere genügsam, ruhig und kommen mit rauer Witterung zurecht - typisch norddeutsch eben. Dieser Umstand macht die Haltung für extensive Standorte interessant. Ein Punkt, den auch Peter Bartz zu schätzen weiß. Er suchte eine Möglichkeit, die Weiden der Nationalparkverwaltung an den Standort angepasst landwirtschaftlich nutzen zu können. „Der Erhalt der Rasse ist das i-Tüpfelchen, welches das Ganze erst richtig rund macht.“ Betont Bartz. Schnell war der Kontakt zum Verein zur Erhaltung des Deutschen schwarzbunten Niederungsrindes und damit zu Hans-Jürgen Euler hergestellt. Als passionierter Züchter gerät er schnell ins Schwärmen, wenn es um die DSN-Rinder geht. „Das Programm ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.“ so Euler.

Besondere Qualität

Eine besondere Rasse, viel Zeit, extensive und artgerechte Haltung sind wichtige Aspekte, aber nicht zuletzt ist der geschmackliche Mehrwert ausschlaggebend für den Erfolg des Programms, sind sich die Mitwirkenden einig. „Es muss gut schmecken.“ weiß Jan Lawrence, „Die besondere Einlagerung des Fetts im Muskelfleisch macht den einzigartigen Geschmack aus.“ Was Lawrence damit meinte, konnten die Projektpartner bei der Verkostung selbst erleben und das Urteil fiel einhellig aus: zart und lecker.

Nachhaltig

Nachhaltigkeit beinhaltet nicht nur ökologische Aspekte, soziale und ökonomische müssen ebenfalls berücksichtigt werden. „Mir ist es wichtig, dass ich meine Partner persönlich kenne, es geht nicht nur um ein Stück Fleisch, sondern auch um die Menschen dahinter.“ betont Dirk Nennen. „Vertrauen und Transparenz sind elementar für die Vermarktung und die damit einhergehende gerechte Entlohnung der Projektpartner.“ verdeutlicht er.

Dr. Bernhard Schuirmann sucht die Tierhalter entsprechend aus. „Vom Kalb, Aufzucht, Mast, über die Schlachtung bis hin zur Verkaufstheke, es muss zusammenpassen.“ berichtet er. „Jeder muss sich mit den besonderen Qualitätsstandards identifizieren können, diese Ganzheitlichkeit auch leben.“ Wie das geht, zeigen Dirk Tramsen und Renke Westerman, die beide begeistert auf dem „Earl“-Treffen von ihren Erfahrungen berichten.

Neue Chancen

Mit einem Lächeln beobachtet Renke Westerman mit seiner Partnerin Christel seine DSN-Mutterkuhherde auf der Weide. „Das war natürlich schon ein Risiko, von der Milch- zur Fleischerzeugung zu wechseln, aber dieses Konzept passt einfach besser zu mir.“ Während er berichtet, kommen die Rinder näher, neugierig schauen sie, was los ist, aber dann trotten sie weiter, das Gras ist wichtiger. „Die Tiere brauchen ihren Raum, ihre Zeit, das kann ich ihnen geben und das tut auch mir als Mensch gut.“

Der Austausch mit den „Earls“ zeigt, wie Fleischerzeugung und -vermarktung auch gehen kann: für hohe Qualität sind angemessene Preise möglich, wenn das Konzept passt. Ebenso wichtig: gegenseitiger Respekt und Wertschätzung, füreinander als Geschäftspartner, aber genauso dem Tier gegenüber.

Interesse?

Wenden Sie sich an Dr. Bernhard Schuirmann

Tel.: 04941 609245

E-Mail: bernhard.schuirmann@lhv.de


Duke of Bershire

Ein bereits etabliertes und erfolgereiches Programm im Bereich Schweinfleisch zeigte bereits, dass so ein Konzept funktionieren kann: Duke of Berkshire.

Johannes Erchinger ist einer der Teilnehmer und stellte das Projekt vor.

Mehr dazu: https://the-duke-of-berkshire.de/

Gewinner des Ceres-Awards im Bereich Geschäftsidee: https://www.ceresaward.de/geschaeftsidee/jens-van-bebber-samern/

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