29.09.2015
Diesmal war alles anders als in den Vorjahren, nachdem das Wittmunder Landvolk traditionell die stattliche Erntekrone an Landrat Matthias Köring übergeben und zum Aufhängen ins Kreishaus-Foyer gebracht hatte: Statt eines gemütlichen Zusammenseins mit Stehimbiss ging es diesmal im 1. Obergeschoss um harte Fakten, um Dinge, die die Bauern derzeit umtreiben. Deshalb waren fast alle landwirtschaftlichen Ortsvereine aus dem Harlingerland vertreten.
Kreislandwirt Manfred Tannen machte den Anfang: Er beschrieb die schwierige finanzielle Situation vieler Landwirte, die bei 25 Prozent niedrigeren Erzeugerpreisen und gleichen Kosten zunehmend Liquiditätsprobleme mit ihren Betrieben hätten. Dazu komme eine überbordende Bürokratie auf allen Ebenen und eine öffentliche Diskussion, die jede Wertschätzung in der übrigen Bevölkerung für den Bauernstand vermissen lasse. In dieser Gemengelage sei es sehr schwer, Hofnachfolger zu motivieren, sich für den Rest ihres Lebens an die Landwirte-Existenz zu binden.
Landrat Matthias Köring teilte viele der geäußerten Sorgen der Bauern und forderte gemeinsame Anstrengungen ein, um eine Stigmatisierung der Landwirtschaft zu verhindern “und die Begeisterung für diesen Primärsektor aufrechtzuerhalten“.
Viele inhaltliche Themen kamen dann, mit kurzen Worten von mehreren Landkreis-Referenten angerissen, auf den Tisch. Das war im Vorfeld so verabredet worden:Leitender Veterinär Dr. Norbert Heising (Zweckverband Veterinäramt Jade-Weser) sprach etwa über den Status Quo bei Tierseuchen und den Tierschutz sowie ins Haus stehende Milchkammerkontrollen bei Milchviehbetrieben, die das Land Niedersachsen anstrebt. Dirk Gronewold (Bauordnungsamt) gab Tipps zu Bauanträgen bei landwirtschaftlichen Vorhaben. Johannes Veith von der Unteren Wasserbehörde informierte über Wasserschutzgebiete und anstehende Schutzverfahren, Reiner Janssen von der Unteren Naturschutzbehörde über Naturschutz in der Behördenpraxis, Cross Compliance und die defensive Ankaufspolitik des Kreises bei Kompensationsflächen.
Bei Milchshakes, Häppchen und süßem Frucht-Nachtisch, serviert von den ebenfalls vertretenen Landfrauen, war reichlich Zeit für Nachfragen und weitere Gespräche. Im nächsten Jahr, da waren sich Tannen und Köring einig, soll es wieder das so eine vertiefte Gesprächsrunde zwischen aktiven Landwirten und Vertretern der Kreisbehörde geben - damit Hemmschwellen weiter abgebaut werden können und das Verständnis füreinander und das Wissen um gesetzliche Zwänge wächst. Im Harlingerland, so Köring, wolle man auch künftig gemeinsam weiter an der Lösung der anstehenden Probleme arbeiten.
(Text: Klöker/Pressemitteilung des Landkreises Wittmund)
Nachfolgend einige Eindrücke in Bildern: