Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

14.09.2022

Zielkonflikte sind vorprogrammiert: die Schattenseite der Moorschutzpläne

Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen legt Dokumentation vor

 

„Klimaschutz ist richtig und wichtig, allerdings stellt sich zum einen die Frage, inwieweit die Wiedervernässung der Moore einen Beitrag dazu leisten kann, zum anderen welche Folgen damit einhergehen.“ fragt sich Manfred Tannen, Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland e. V. (LHV). „Einfach loszulegen, ohne Folgenabschätzung für die Region und ohne unseren Landwirtsfamilien auf diesen Standorten eine Perspektive zu bieten, wäre unverantwortlich.“

 

Die Moorböden in Niedersachsenhaben haben unbestritten eine hohe Bedeutung für den Klimaschutz. Allerdings muss eine Wiedervernässung auch umsetzbar sein. Eine Erhöhung des Wasserstandes wirkt sich auch auf die umliegenden Gebiete aus. Die Kulturlandschaft, die z. B. in Ostfriesland unter hohen Entbehrungen unserer Vorfahren geschaffen wurde, setzt auf eine geregelte Entwässerung. „Man kann das Rad nicht so einfach wieder rückwärts drehen.“ weiß Tannen und verweist auf die veralteten Karten, auf denen die Moorstandorte dargestellt sind, die dort in der Realität oftmals aber nicht mehr zu finden sind. Die Urbarmachung der Flächen war politisch gewollt und wurde lange Zeit staatlich gefördert. So wichtig der Beitrag des Moorschutzes für den Klimaschutz ist, eine Umsetzung muss mit allen Akteuren zusammen erarbeitet werden und darüber hinaus muss wissenschaftliche Expertise versichern, dass die gewünschten Effekte auch erreicht werden, fordert der LHV.

 

Das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e. V. hat nun eine Dokumentation mit dem Titel „Zukunft der Moorstandorte in Niedersachsen“ herausgegeben. Im Mittelpunkt der Veröffentlichung stehen die Konsequenzen, explizit nur  für die Land- und Ernährungswirtschaft, die sich in den durch Milchviehhaltung geprägten, küstennahen Moorgebieten ergeben könnten, wenn im großen Umfang landwirtschaftlich genutzte Flächen aus Gründen des Klimaschutzes wiedervernässt werden sollten. „Wie weitreichend die Folgen der Klimaschutzziele auf EU, Bundes- und Landesebene für den ländlichen Raum in den niedersächsischen Moorgebieten sein können, zeigen die Berechnungen des Grünlandzentrums.“, betont Tannen. Beispielsweise wird von den Autoren je nach Szenario in der Küstenregion ein Produktionswert aus der Milchviehhaltung zwischen ca. 472,6 Mio. € und ca. 673,7 Mio. € pro Jahr entzogen. Im schlimmsten Fall gehen in der heimischen Land- und Ernährungswirtschaft bis zu 48.000 Arbeitsplätze verloren. Nicht zu vernachlässigen seien außerdem Vermögensverluste durch Wertminderung der Flächen, die zwischen 2,32 und 2,56 Mrd. € liegen können. „Wir brauchen dringend für die Betroffenen eine verlässliche Orientierungshilfe für die täglich dringlicher werdenden Entscheidungen über betriebliche Entwicklungs- und Anpassungsmaßnahmen.“ fordert Tannen. „Es wird im Übrigen deutlich, dass es nicht reicht, nur auf die Landwirte zu schauen, die Auswirkungen werden in der ganzen Region zu spüren sein.“

 

Die Ergebnisse der Studie sind hier abrufbar: https://www.gruenlandzentrum.org/faktencheck-klimaschutz-durch-moorschutz

 

Landwirtschaftliche Flächen bei Wiesmoor
Copyright © Landw. Hauptverein für Ostfriesland e.V. - Südeweg 2 - 26607 Aurich - Telefon: 0 49 41 / 60 92 50
Zum Seitenanfang