Wenn jemand fragt, sag mal, was ist eigentlich Nachhaltigkeit? Dann fällt die Antwort leicht: Geh auf einen der Betriebe, die beim Milchlandpreis ausgezeichnet wurden und lass Dir zeigen, wie diese Betriebe bzw. Familien denken und arbeiten. Und man kann sich sicher sein, dass diese Person mit vielen Eindrücken und Aha-Momenten wieder nach Hause gehen wird. 

Nachhaltigkeit ist ja schon ein sehr abstrakter Begriff, alle wissen schon irgendwie worum es geht, das ist doch irgendwas mit öko, das ist doch immer gut, oder? Und wichtig ist es sowieso.

Ja, Nachhaltigkeit ist wichtig und hat etwas mit öko zu tun. Ökologische Aspekte spielen eine große Rolle, wie gehe ich mit Ressourcen um, welche Auswirkungen hat mein Handeln auf die Umwelt zum Beispiel. Unsere landwirtschaftlichen Betriebe machen sich viele Gedanken darüber, sie haben von Natur aus ein Interesse daran, denn sie möchten ihre Lebensgrundlage auch für die nächste Generation erhalten und das so, dass sie auch Lust haben, weiterzumachen. Das heißt, den Tieren muss es gut gehen und der Boden fruchtbar bleiben.

Das Wort öko steckt aber auch in Ökonomie und auch das gehört zum nachhaltigen Handeln dazu, ist elementar. Ebenso wie die Ökologie hat auch die Ökonomie etwas mit der Zukunft zu tun. Nur ein landwirtschaftlicher Betrieb, der wirtschaftlich solide arbeitet, ist auch zukunftsfähig, ist attraktiv für die nächste Generation.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeit lässt sich unter Soziales zusammenfassen, wie geht es einem als Mensch auf oder mit dem Hof, z. B. engagiert man sich ehrenamtlich, wie geht man mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Azubis um?

Im Film zur Preisverleihung stellt Jann Borchers eine seiner ältesten Kühe vor. Eine alte Kuh ist eigentlich ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit und Tierwohl: Nur eine Kuh, der es gut geht, wird alt, bringt eine gute Leistung und damit Geld ein. Eine alte Kuh ist ein Zeichen dafür, dass eine Familie, ein Team dahintersteht, denen ihre Kühe wichtig sind. Das richtige Zusammenspiel und Gleichgewicht ökologischer, ökonomischer, sozialer und tierwohlfördernden Komponenten führen dazu, dass eine Kuh alt werden kann. 

Die Kuh steht auch bei Hilko und Apke Lindena im Mittelpunkt des Betriebes, Kuhkomfort wird groß geschrieben, ebenso wie eine gute Ernährung. Das Grünland rund um den modernen Laufstall bietet dafür beste Voraussetzungen. Die Brüder wirtschaften zusammen, die ganze Familie hält zusammen. Was hier deutlich wird, ist der Blick nach vorn, zu schauen, was kann man besser machen, wo liegt weiteres Potential für den Betrieb, wie z. B. in der nachhaltigen Nutzung der Gülle in einer Biogasanlage.   

Besucherinnen und Besucher dieser Betriebe werden viele weitere Beispiele für Nachhaltigkeit finden und es ist viel anschaulicher, Nachhaltigkeit über die gelebte Praxis kennenzulernen als nur theoretisch. Es macht auch viel mehr Spaß. Deutlich wird aber auch, dass Nachhaltigkeit komplex ist, das Konzept eines Betriebes nicht auf jeden anderen beliebig übertragbar ist und viel am Menschen hängt, der dahinter steckt. Und es wird deutlich, dass für diese Auszeichnung auch viel geleistet wird.

Um so größer ist die Freude, wenn Betriebe für diese Leistung mit diesem Preis belohnt werden. "Das zeigt wieder einmal mehr, was für tolle Höfe wir hier in Ostfriesland haben. Darauf können wir hier wirklich stolz sein." stellt LHV-Vize-Präsident Carl Noosten fest und gratuliert im Namen des LHV den Familien Borchers sowie Lindena und wünscht ihnen für ihre Zukunft alles Gute und immer ein vierblättriges Kleeblatt zwischen den Grashalmen für das Quäntchen Glück, was man trotz allen Könnens im Leben doch ab und zu brauchen kann.

Hintergrund:

Milchlandpreis 2020 https://milchland.de/milchprofis/milchlandpreis/milchlandpreis2020/