Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

03.07.2021

Grünlandwirtschaft: Rund 80.000 Euro für Innovationen und Wissenstransfer

Gitta Connemann MdB, Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Dr. Arno Krause (Grünlandzentrum), Ulf Thiele MdL, LHV-Präsident Manfred Tannen

Staatssekretär Prof Dr. Ludwig Theuvsen überreicht Förderbescheid an Grünlandzentrum

Hannover/Uplengen. Mit einem Förderbescheid über eine Summe von rund 80.000 Euro ist Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Staatssekretär im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML), heute (Samstag) nach Ostfriesland gereist. Mit dem Geld aus dem Landeshaushalt soll ein Projekt des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen e.V. unterstützt werden, das in enger Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Hauptverein für Ostfriesland e.V. (LHV) entwickelt wurde. Es hat zum Ziel, Innovationen in der ostfriesischen Grünlandlandwirtschaft durch Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis zu implementieren. Die Übergabe fand auf dem Hof der Familie Mittag in Uplengen (LK Leer) statt.

Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen: „Ich freue mich sehr, dass das Land Niedersachsen das Projekt ‚Innovative Landwirtschaft Ostfriesland‘ unterstützen kann. Unser Grünland braucht unsere verstärkte Aufmerksamkeit, das haben auch die jüngsten Diskussionen um die Auswirkungen der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auf die Futterbaubetriebe gezeigt. Denn: Gerade die Grünlandbewirtschaftung ist in der Landwirtschaft einem besonderen Spannungsfeld ausgesetzt. Hier treffen die Nahrungsmittelproduktion, die Erfordernisse des Klima-, Arten- und Wasserschutzes sowie Ansprüche an das Landschaftsbild, unter anderem für Erholung und Tourismus, in besonderer Weise aufeinander. Angesichts geringer werdender Flächenverfügbarkeit gilt es, diese vielfältigen Ansprüche auf geringer werdendem Raum zu optimieren, um die Wettbewerbssituation der Grünlandbetriebe zu erhalten beziehungsweise zu verbessern, die bäuerlichen Einkommen zu sichern und gleichzeitig den gesellschaftlichen Anforderungen Rechnung zu tragen.“

Dr. Arno Krause, Geschäftsführer des Grünlandzentrums in Ovelgönne: „Wir freuen uns über die Förderung des Landes Niedersachsen und das damit verbundene Interesse des Landwirtschaftsministeriums an der Zukunft der Region und der Grünlandwirtschaft. Für unsere Landwirtsfamilien ist es heute schwieriger als je zuvor, Nahrungsmittel ressourceneffizient und im Einklang mit gesellschaftlicher Akzeptanz im nationalen und internationalen Wettbewerb produzieren zu können. Wir stehen in Ostfriesland mit unserer sehr heterogenen und biodiversen Agrarlandschaft vor besonderen Herausforderungen für einen nachhaltigen Transformationsprozess, der von den lokalen Akteuren des geplanten Netzwerkes gemeinsam gestaltet werden soll. Das Projekt ist darauf ausgerichtet, neue Formen des Dialoges und der Kooperation zwischen allen Akteuren zu schaffen – insbesondere zwischen Wissenschaft und Praxis – um Zielkonflikte zu entschärfen und gemeinsam Innovationen in die Praxis zu transferieren.“

Als Projektpartner steht dem Grünlandzentrum der 5.800 Mitglieder starke Landwirtschaftliche Hauptverein für Ostfriesland e.V. (LHV) mit seinen tief in der Region verwurzelten Strukturen und Praxiserfahrungen zur Seite.


Manfred Tannen, Präsident des LHV: „Als Projektpartner stehen wir dem Vorhaben des Grünlandzentrums gerne mit Rat und Tat zur Seite und setzen auf eine fruchtbare Zusammenarbeit. Von den Ergebnissen erhoffen wir uns nicht nur die Stärkung von auf Innovationen ausgerichteten Formen der Zusammenarbeit hier vor Ort, sondern auch eine Intensivierung von überregionalen Netzwerkstrukturen und internationaler Zusammenarbeit. Auch die Grünlandregionen außerhalb Ostfrieslands sollen an den Ergebnissen und Erfahrungen dieses Projekts teilhaben können.“

Hintergrund: Im März 2021 hat das ML seine neue Ackerbau- und Grünlandstrategie vorgestellt, zu deren Umsetzung das Projekt ILO einen Beitrag leisten soll.

Das Projekt „Innovative Landwirtschaft Ostfriesland“ (ILO) wird gemäß §23 und §44 LHO (Landeshaushaltsordnung) gefördert. Es ist auf einen Zeitraum von zwei Jahren ausgelegt. Hinsichtlich der konkreten Projektziele ist die Maßnahme auf das Projekt des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums (MW) „Innovatives Ostfriesland – Entwicklung eines Innovationskonzeptes für den Strukturwandel in der Region Ostfriesland – Emden“ ausgerichtet und stellt insofern eine sinnvolle Ergänzung des MW-Vorhabens um den Bereich Landwirtschaft dar.

Quelle: PM ML: https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/grunlandwirtschaft-rund-80-000-euro-fur-innovationen-und-wissenstransfer-202102.html

Das Projekt „Innovative Landwirtschaft Ostfriesland“ (ILO) ist als Komponente des übergeordneten Pilotprojekts „Innovatives Ostfriesland – Entwicklung eines Innovationskonzepts für den Strukturwandel in der Region Ostfriesland – Emden“ zu verstehen. Ostfriesland als Grünlandregion steht im Rahmen des Klimaschutzes oder agrarpolitischer Rahmenbedingungen vor vielen Herausforderungen. Der Uplengener Landtagsabgeordnete Ulf Thiele (CDU) hat sich daher für dieses Projekt stark gemacht, um den hiesigen Betrieben innovative Zukunftsstrategien an die Hand geben zu können.

Im Bereich der Grünlandbewirtschaftung besteht hinsichtlich der Akzeptanz von Innovationen sowie hinsichtlich der Innovationsbereitschaft noch Verbesserungsbedarf. Um bestehende und zukünftige Anforderungen an die Landnutzung auf lokaler Basis zu integrieren und bestmöglich zu realisieren, müssen Innovationen bedarfsgerecht für die Praxis geschaffen und in der Praxis implementiert werden.
Ziele des Projektes:
1.    Verbesserung des allgemeinen Wissensstands der Akteure vor Ort
2.    Stärkung des ostfriesischen Innovationssystems durch Förderung von auf Innovationen ausgerichteten Netzwerk- und Kollaborationsstrukturen
3.    Verbesserung von Internationalisierung bzw. internationaler Zusammenarbeit
Dem Grünlandzentrum obliegt die organisatorische, administrative, wissenschaftliche, fachliche und finanzielle Leitung des Projektes. Es ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Hauptverein für Ostfriesland e. V. geplant. Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele sind z. B. Themenforen mit Stakeholdern, Farm Walks oder die Etablierung eines Lenkungskreises.

03.07.2021

Exkursion ins Moor

Im Anschluss zur Bescheidübergabe besichtigte Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen den Hochmoorsee Lengener Meer und den Moorerlebnispfad im Naturschutzgebiet „Stapeler Moor und Umgebung“. Bei dem Projekt „Innovative Landwirtschaft Ostfriesland“ geht es unter anderem auch um die Zukunftsperspektiven für die ostfriesischen Landwirt*innen. Die Pläne von Landes- und Bundesregierung, hier seien Moorschutz, Klimaschutz, Grünlanderhalt, Gemeinsame Agrarpolitik genannt, beeinflussen auch Entwicklungsmöglichkeiten der ostfriesischen Höfe. Am Beispiel des Moorschutzes sollte dies veranschaulicht und diskutiert werden. Aus erster Hand berichteten ortsansässige Landwirte und Ulf Thiele Details über die Entwicklung des Meeres und umliegenden Moores. Die Wiedervernässung von Mooren ist ein wesentlicher Bestandteil der Moor- und Klimaschutzstrategie der Bundesregierung . Doch längst nicht alle Moore lassen sich wiedervernässen, nicht nur aus landwirtschaftlicher Sicht, auch aus Sicht der über Jahrzehnte entwickelten Siedlungsstruktur, die auf Entwässerung angewiesen ist.
Die Nutzbarmachung von Mooren für die Ernährungssicherung war über Jahrhunderte gesellschaftlich erwünscht und staatlich gefördert. Eine pauschale Forderung nach Wiedervernässung der Moore aus Klimaschutzgründen wird dieser kulturhistorischen Leistung vieler Generationen nicht gerecht. Es konnte aufgezeigt werden, dass das Kartenmaterial über die Moorflächen veraltet ist und nicht die Bedingungen vor Ort widerspiegelt. Die Landwirtinnen und Landwirte verschließen sich dem Klimaschutz nicht, sie erwarten jedoch, dass dies auf Grundlage tatsächlicher Gegebenheiten geschieht, also die Karten als Erstes auf einen aktuellen Stand gebracht werden. Sie fordern weiterhin, dass Grundeigentümer und Landnutzer in die Entwicklung nachhaltiger Lösungskonzepte zur Verminderung der landnutzungsbedingten Treibhausgasemissionen aus Moorstandorten eingebunden werden. Auf den Flächen am Lengener Meer war gut zu beobachten, wie die damaligen Ziele nicht erreicht werden konnten.

03.07.2021

Statements

LHV-Präsident und Landwirt Manfred Tannen:
„Viele Moore werden als Grünland für die Milchviehhaltung genutzt, das die höchste Wertschöpfung auf solchen Standorten bringt, selbst im Vergleich mit der Wertschöpfung auf vielen Ackerstandorten. Wenn Moorstandorte einfach extensiviert werden, ist dort keine rentable Milcherzeugung mehr möglich und sie wird aufgegeben. Wenn die politischen Verantwortlichen langfristig planen und klare Ziele formulieren würden, dann könnten wir Landwirte uns darauf einstellen, dann haben auch wir Planungssicherheit. Im offenen und fairen Austausch hätten wir viel mehr Möglichkeiten, die Landwirtschaft positiv zu gestalten. Stattdessen beobachten wir genau das Gegenteil. Stück für Stück legt die Politik den Landwirten die Daumenschrauben an, greift in die Eigentumsrechte ein und verunsichert den ganzen Berufsstand.“


Landwirt Hilmar Mittag aus Uplengen
„Wir haben hier in den letzten Monaten ein Stakkato an neuen Verordnungen, Gesetzen und Planungsszenarien erlebt, die uns wirklich Angst machen. Immer heißt es wir wollen bäuerliche Strukturen erhalten, Grünlandbauern und Weidehaltung fördern, aber die Wirkung dieser Ideen ist genau entgegengesetzt.“


Landwirt Gerold Heiken aus Bentstreek
„Die Vorhaben der Politik sind nicht nachvollziehbar. Vor 150 Jahren haben unsere Vorfahren unter höchsten Kraftanstrengungen das Land hier urbar gemacht, mit staatlichen Mitteln wurde das Moor kultiviert und besiedelt und jetzt geht es wieder retour? Der Aufwand ein „natürliches“ Moor wiederherzustellen und auch die Pflege ist immens. Es ist ja nicht einmal sicher, dass das so gelingt. Und wer soll das alles bezahlen? Klimaschutz ist wichtig, ohne Frage, aber die Maßnahmen müssen sinnvoll und umsetzbar sein. Mit „Früher war hier wohl mal Moor, lassen wir es doch einfach wiedervernässen.“ ist es nicht getan und wird den Eigentümern der Flächen nicht gerecht.“

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