Markus Wörmann von der Zeitschrift Lebensmittelpraxis interviewte Manfred Tannen zum Thema Tierwohl und die Vorschläge der Borchert-Kommission für Milchkühe:

Tierwohl ist fast schon ein philosophisches Thema, wie will man als Mensch beurteilen, wie ein Tier sich fühlt? Die intensive Forschung zu diesem Thema ergibt dennoch einen Kriterienkatalog, nach dem ermittelt werden kann, wie es dem Tier geht. Die Tiergesundheit liefert zum Beispiel Anhaltspunkte. Manfred Tannen und sein Sohn Keno berichteten von Möglichkeiten in ihrem Betrieb, die Tiere im Auge behalten zu können, z.B. die automatische Milchmengenerfassung oder der Sensor, der die Fraßaktivitäten direkt an das Smartphone übermittelt. Familie Tannen betont, dass die digitalen Hilfsmittel nicht ohne das geschulte Auge des Tierhalters funktionieren.

„Grundsätzlich haben wir als Tierhalter natürlich ein hohes Interesse daran, dass eine Kuh sich wohlfühlt, nur so kann sie eine entsprechende Leistung bringen.“ stellt Manfred Tannen fest, insofern sieht er beim Einbezug der Milcherzeugung in die Initiative Tierwohl durchaus Chancen. Allerdings stellt er auch klar, dass dies für viele Milchviehbetriebe auch nur mit zusätzlichen Investitionen zu stemmen sein wird und – wenn der Betrieb das nicht leisten kann - ein beschleunigter Strukturwandel damit einhergehen könnte.

Tannen sieht den Lebensmitteleinzelhandel in der Pflicht, den Mehraufwand für diesen höheren Standard dann auch entsprechend zu honorieren und nicht auf Lebensmittel auszuweichen, die zu niedrigeren Standards und damit günstiger erzeugt werden können. „Die höheren Tierwohlstandards spiegeln sich nicht in der objektiven Qualität der Milch wieder, die Kosten dafür müssen dennoch gedeckt werden.“