01.10.2013
Am 1. Oktober 2013 wurde im Wittmunder Kreishaus die Erntekrone überreicht. Schon fast ein Festakt: die landwirtschaftlichen Zweigvereine Etzel und Gödens haben die Erntekrone gebunden und gebracht, die LandFrauen servieren Milch-Cocktails, Trauben und Käse, feierliche Reden und gute Stimmung zeichnen diese Tradition aus.
Wittmund, 01.10.2013
Aufhängen der Erntekrone im Wittmunder Kreishaus 2013
Grußworte des Kreisvorsitzenden Manfred Tannen
Sehr geehrter Landrat Köring,
liebe Anwesenden,
wir freuen uns sehr über die heutige Resonanz und begrüßen alle Gäste ganz herzlich zu unserer traditionellen Zeremonie des Aufhängens der Erntekrone im Wittmunder Kreishaus.
Zu Beginn möchte ich eine kurze Erntebilanz ziehen.
Wir sind in diesem Jahr mit einem sehr kalten Frühjahr gestartet, das zunächst für die Vegetation nicht viel Gutes erwarten ließ. Im weiteren Verlauf war uns der Wettergott ähnlich gnädig, wie das momentan auch der Fall ist und wir können auf dem Acker und Grünland von gut durchschnittlichen Erträgen beim Getreide sprechen.
In anderen Regionen, auch in Niedersachsen, war durch die Hochwassersituation die Lage auch aus Sicht der Landwirtschaft katastrophal. Wir leben in einer Gunstregion nicht nur für Fremdenverkehr, sondern gerade auch für Landwirtschaft.
Von der Menge her konnten beim Getreide 5 - 10 % mehr Ertrag gegenüber dem Vorjahr geerntet werden. In dem globalen Weltmarkt stellen wir aber fest, dass die Preise gegenüber dem Vorjahr deutlich unter Druck geraten sind, da weltweit der Erntezuwachs höher war als die Verbrauchssteigerung ist.
Fallende Getreidepreise bedeuten in der Milchviehhaltung und Veredelung niedrigere Futterpreise, die jetzt auch spürbar werden. Bei guten Marktpreisen für Milch lässt das ein gutes, wirtschaftliches Winterhalbjahr erwarten.
Bei den Schweinen ist dieser Markt wieder einmal deutlich unsicherer.
Die Kartoffelernte fiel deutschlandweit mit großen regionalen Unterschieden durchschnittlich 13 % schlechter aus. Hier an der Küste habe ich aber auch von sehr guten Erträgen gehört!
Mais ist noch ein wichtiges Thema.
Erstmalig seit 13 Jahren ist die Anbaufläche deutschlandweit rückläufig. In Niedersachsen wurden in diesem Jahr 586.000 ha Mais angebaut, das sind 34.000 ha weniger als im Vorjahr und damit ein Rückgang von gut 6 Prozent.
Wir im Landkreis Wittmund haben nach wie vor einen Grünlandanteil von ca. 60 Prozent, hier kann also in keiner von Vermaisung sprechen. Wir sehen die Maisanbaufläche auch eher stagnierend oder leicht rückläufig, da sich schwere Standorte nur bedingt zum Anbau eignen.
Der kostenintensive Anbau fordert dann eben auch ein gewisses Ertragspotential. Zudem sind auch unsere Landwirte auf der Suche nach Alternativen, um einem einseitigen Anbau etwas entgegen zu setzen.
Ein weiterer Zubau an Biogasanlagen, da werden mir die Mitarbeiter des Bauamtes zustimmen, findet auch bei uns nicht statt. Das EEG wurde so verändert, das Neuanlagen kaum noch rentabel erscheinen.
Beendet ist die Ernte noch nicht, der Mais und der ein oder andere Grünlandschnitt wird in diesen trockenen Tagen noch abgeerntet.
Die Märkte unserer landwirtschaftlichen Produkte funktionieren im Großen und Ganzen und bieten uns momentan auskömmliche Preise.
Große Sorgen machen uns momentan nicht so sehr diese Märkte und damit unsere Preise, sondern vielmehr die politische Entwicklung und auch so manche Diffamierung unseres gesamten Berufsstandes gerade auch im zurückliegenden Bundestagswahlkampf.
In Niedersachsen soll die sanfte Agrarwende eingeläutet werden, ohne das uns jemand sagt, wie wir unsere überlebensnotwendige Wettbewerbsfähigkeit erhalten oder verbessern können.
Ganz deutlich: Regionale Vermarktung und Bioproduktion sind und werden auch in nächster Zukunft weiter Nischen bleiben, die für einige wenige nutzbar sind.
Die Masse der landwirtschaftlichen Familienbetriebe bleibt darauf angewiesen, an den globalen Märkten ihr Einkommen zu sichern.
Wir Landwirte, die Landfrauen und das Landvolk sind ständig bemüht, unsere Arbeit und Produktion transparenter zu machen, dazu sollen Veranstaltungen wie das Erntefest, "Frühstück sucht Gast" oder auch wieder im nächsten Jahr der "Tag des offenen Hofes" dienen.
Zusammen setzen wir Landwirte auf Dialog und Weiterentwicklung unserer Produktion mit Hilfe der Wissenschaft und folgen keiner ideologisch geführten Diskussion.
Gegen unqualifizierte Kritik oder auch noch stärkeren Eingriffen in unser Eigentum, wie z.B. der Grünlandnutzung werden wir uns entschiedener als bisher zur Wehr setzen, wenn bei diesen Themen politisch nicht abgerüstet wird.
Schließen möchte ich mit einem persönlichem Dankeschön an alle Teilnehmer heute, der ganz besonderere Dank geht an die Zweigvereine Gödens und Etzel unter Vorsitz von Heinrich Rastede und Wilhelm Varenhorst und natürlich den Landfrauen, die für unsere Beköstigung sorgen.
Wir Bauern fühlen uns in diesem Landkreis gut aufgehoben. Nach 2 Jahren Mitarbeit auch im Landesverband kann ich das sehr wohl durch viele Gespräche mit anderen Kreisvorsitzenden beurteilen.
Wir nehmen sehr wohl wahr, wenn der Landrat sich interessiert und einsetzt, wenn es um die Belange der hiesigen Landwirtschaft geht, wie z.B. bei der kürzlich durchgeführten Übung zum Ausbruch der Maul- und Klauenseuche.
Auch dafür ein herzliches Dankeschön!!
Manfred Tannen, Vorsitzender Kreislandvolkverband Wittmund