Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

06.12.2019

LHV-Delegiertenversammlung 2019

Am 6. Dezember fand die LHV-Delegiertenversammlung in Holtrop statt. In der Jahreshauptversammlung gibt es nicht nur den Rückblick auf das zurückliegende Jahr, es wird auch auf die Jahresabschlüsse des vorangegangenen Jahres (2018) prüfend geschaut. Ein Blick in die Zukunft des Unternehmens LHV fehlt natürlich nicht. Alles in allem attestierten die Rechnungsprüfer dem LHV eine ordentliche Arbeit.

Überdies wurde die Zukunft unserer Aktivitäten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit diskutiert und neue Maßnahmen beschlossen. Darüber informieren wir Sie im Januar nochmal ausführlicher.

Unser Gastreferent Dr. Simon Schlüter ist für den Deutschen Bauernverband in Brüssel tätig und berichtete uns über die aktuelle gemeinsame Agrarpolitik. Dort geht es unter anderem um den „European Green Deal“. Darin werden die Klima- und Biodiversitätsziele der Europäischen Union festgelegt und auch die Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele. Natürlich wird es dabei auch um den Beitrag der Landwirtschaft gehen. Bei aller Offenheit für die Beteiligung daran, wird von Seiten des DBV angemahnt, dass das Ziel einer Nullemission in der Landwirtschaft unrealistisch ist. Statt weiterer Verbote wünsche man sich Anreizsysteme und Kooperationen, außerdem sollten wissenschaftliche Fakten Basis von Maßnahmen sein.

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Landwirtschaft 2019 geprägt von weiteren Wetterextremen und den Eindrücken der Bauernproteste

Zusammenfassung des Berichts des geschäftsführenden Vorstands

In der Landwirtschaft ist Wetter immer ein Thema und es scheint den Bauern nie Recht zu sein. Wenn Regen für den Ackerbauern vorteilhaft ist, kann er dem Milchbauern vielleicht die Grasernte verderben. Vize-Präsident Carl Noosten beschreibt das Wetter aus Sicht des Ackerbauern und er war relativ zufrieden mit dem vergangenen Jahr. „Es war wieder zu trocken, was auf den schweren Marschboden aber kein Nachteil ist.“ Die Erträge und Preise waren eher durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Viel Wert legte Noosten darauf, dass die Landwirte sich auch in Umweltbelangen viele Gedanken machen und vieles auch umsetzen würden. Es sei aber auch die Frage, welche Ziele man verfolgen würde. So sehe ein Landwirt sich in erster Linie als Erzeuger von Lebensmitteln und Nahrungsmittelsicherung sei nach wie vor ein wichtiges Ziel. „Wenn ein Landwirt Umweltmaßnahmen umsetzt, bedeutet das in der Regel auch, dass weniger Lebensmittel erzeugt werden und es bedeutet weniger Einkommen.“ stellt Noosten klar. Er plädiert für einkommenswirksame Maßnahmenangebote und Vertragsnaturschutz und nennt als Beispiel die Anerkennung der Gräben mit Randstreifen als ökologische Leistung.
Klaus Borde, Vorsitzender im LHV-Kreisverband Leer, stellt ein Beispiel für die Bereitschaft der Landwirte für Umweltmaßnahmen vor: die Wiesenbrüterschutzprogramme in Ostfriesland. „Ostfriesland ist Dreh- und Angelpunkt für Wiesenbrüter, wir sind da auch in der Verantwortung.“ stellt er klar. Es konnte in den letzten Jahren schon einiges bewirkt werden, berichtet Borde, die Zusammenarbeit mit den Fachleuten erfolge konstruktiv und in gegenseitiger Rücksichtnahme der Zielkonflikte. „Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass freiwillige, flexibel handhabbare Maßnahmen besser funktionieren, als starre ordnungsrechtliche Vorgaben.“ ist Borde überzeugt. Ein solches Kooperationsverhalten würde er sich auch bei der Schutzgebietsausweisung am Flumm-Fehntjer Tief oder bei der Umsetzung der Düngeverordnung wünschen. Dort sei vieles nicht nachvollziehbar. „Landwirte sperren sich nicht gegen Wasserschutzmaßnahmen, das zeigen allein die vielen freiwilligen Kooperationen, aber sie müssen auch Wirkung zeigen.“ Er spielt damit auf die Düngung in Höhe von 20 Prozent unter Bedarf in roten Gebieten an. Diese Regelung benachteilige die Grünlandbauern in hohem Maße und das, obwohl die Nitratauswaschung unter Grünland besonders gering ist.
Die Landwirtinnen und Landwirte stellen sich regelmäßig dem Dialog mit den Verbrauchern. Der Vorsitzende vom Kreisverband Aurich, Hartwig Frühling, stellt drei Beispiele vor. Im Frühjahr fand wieder der Berufswettbewerb der deutschen Landjugend statt, bei dem die Azubis in den grünen Berufen zeigen, was sie können. Alle vier Berufsschulstandorte beteiligen sich mit viel Engagement daran. „Der Berufswettbewerb der deutschen Landjugend ist für mich jedes Mal ein Highlight. Die jungen angehenden Landwirtinnen und Landwirte sind mit so einer Begeisterung dabei, die brennen für ihren Beruf. Das ist der beste Ansporn, mich für gute Rahmenbedingungen einzusetzen.“ schildert Frühling. Weiterhin hob er die Weser-Ems-Ausstellung in Aurich hervor. Dort hat der LHV zusammen mit vielen anderen Vereinen eine Themenhalle gestaltet und zusammen mit dem Nabu Ostfriesland und der Schutzgemeinschaft Wallheckenlandschaft Leer zum Thema Wallhecken als Teil ostfriesischer Kulturlandschaft informiert. Die Erfolgsstory „Frühstück sucht Gast“ wurde ebenfalls dieses Jahr erfolgreich fortgesetzt. In gemütlicher Atmosphäre bei einem leckeren Frühstück konnten fast 350 Gäste mit den Gastgeberlandwirten ins Gespräch kommen.
Auch Günter Lüken, Vorsitzender des LHV-Kreisverbandes Wittmund, berichtet von Gesprächen. Er informierte über die Entwicklungen des neu gegründeten Ausschusses „Zukunft Landwirtschaft“, in dem junge Landwirtinnen und Landwirte sich und ihre Wünsche einbringen können und sollen. „Man merkt ihnen an, dass ihnen die Kritik an der modernen Landwirtschaft zu schaffen macht.“ beschreibt Lüken die ersten Sitzungen. Dies soll der Ansatzpunkt für Aktionen mit dem Berufsnachwuchs sein.
Der Milchmarkt, auf den Lüken ebenfalls eingeht, war vergleichsweise unspektakulär. Mancherorts trübte die erneute Trockenheit und immense Fraßschäden durch Mäuse die Stimmung. „Die Ereignisse dieses Jahres betrafen nicht wirklich den Milchbereich, erfreulich war es nicht, aber immerhin stabil.“ so Lüken.
Trockenheit und schwierige Märkte belasten die Jahresabschlüsse der landwirtschaftlichen Betriebe berichtet Präsident Manfred Tannen. Zwei Drittel der Betriebe erreichen mit ihren wirtschaftlichen Ergebnissen keine ausreichende Entlohnung ihrer Arbeit. „Viele bäuerlichen Familien können daher vom gesetzlichen Mindestlohn nur träumen.“ mahnt Tannen. Weiterhin führen die politischen Beschlüsse zu einer fehlenden Planungssicherheit und machen größere Zukunftsinvestitionen nahezu unmöglich.
Die erneute Verschärfung der Düngeverordnung mit der Ausweisung der so genannten „Roten Gebiete“ und das angekündigte Agrarpaket drohen die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe darüber hinaus weiter einzuschränken. Diskussionen darüber werden nicht ausreichend auf wissenschaftlicher Basis geführt schildert Tannen und weist darauf hin, dass bereits ergriffene Maßnahmen noch gar nicht wirken konnten. Gesellschaftliche Diskussionen über unseren Berufsstand finden zu wenig auf Augenhöhe statt, landwirtschaftliches Engagement für Umwelt, Tierschutz und Natur wird kaum wahrgenommen oder gar wertgeschätzt. „Wir selbst sind aber auch gefordert, uns hier weiter einzubringen, zu zeigen, was wir machen und wie wir unsere Arbeit machen.“ fordert Tannen selbstkritisch.
„Diese Gemengelage macht Angst, erzeugt Frust und treibt uns Landwirte auf die Straße.“ stellt er fest. Der Zusammenschluss „Land schafft Verbindung“ schafft es mit großem Organisationstalent verbandsübergreifend, Berufskollegen und den vor- und nachgelagerten Bereich für diese Proteste zu motivieren. Das öffnet Türen für intensive politische Gespräche. Der Agrargipfel im Kanzleramt war jedoch nur ein Anfang. Mutige Entscheidungen, die echte Entlastungen und Verbesserungen bringen, müssen auf Regierungsebene folgen. „Auch wir vom Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V. werden das einfordern und weiterhin mit Tatkraft unterstützen.“ verspricht Tannen.

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