Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

02.12.2020

LHV-Delegierte trafen sich zur Jahreshauptversammlung

Eine ganze Bandbreite an aktuellen agrarpolitischen Themen wurde kürzlich auf der Delegiertenversammlung des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland e. V. (LHV) angesprochen. „Die Corona-Pandemie betrifft uns alle, hat aber eigentlich wenig Einfluss auf unsere agrarpolitische Arbeit gehabt.“ erläutert Präsident Manfred Tannen. „Die Düngeverordnung wurde von der Politik quasi im Eilverfahren durchgeboxt und die Verhandlungen zum Niedersächsischen Weg beschäftigen uns noch nach wie vor.“ Das waren auch die Themen, die Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke und der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies per Videobotschaft in ihren Grußworten ansprachen und diskutierten. Beide betonten, wie konstruktiv die Arbeitsatmosphäre war. „Der eigentliche Erfolg des Niedersächsischen Weges ist aber das System dahinter, mit dem diese Ergebnisse erarbeitet wurden und werden. Dialog auf Augenhöhe, Politik, Landwirtschaft und Naturschutz an einem Tisch, bis hin zur Formulierung der Gesetzestexte, das hat es so noch nicht gegeben. Das ist es, was Schule machen sollte, auch in anderen Bereichen: Der konstruktive Dialog miteinander, gerade auch mit den Betroffenen.“ schildert Tannen.


Der LHV ist aber nicht nur Verband, sondern auch Unternehmen und Arbeitgeber. Der geschäftsführende Vorstand zeigte sich zufrieden mit den Zahlen. Die wirtschaftlichen Töchter, die LHV Dienstleistungs GmbH und die LHV Steuerberatungsgesellschaft mbH sind gut aufgestellt, stellte Tannen fest. Dies wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und den ehrenamtlichen Rechnungsprüfern bestätigt und die Delegierten erteilten die Entlastung des Vorstands und der Geschäftsführung.


Im agrarpolitischen Bericht gingen Präsident und Kreisvorsitzende auf die aktuelle Lage in der Politik, aber auch auf die der Höfe ein. „Viele Forderungen werden an die Landwirte gestellt, mehr Naturschutz oder mehr Tierwohl, aber keiner sagt, wie die Landwirte das stemmen sollen.“ ärgert sich Tannen. Der Landwirt möchte von seiner Arbeit seine Familie ernähren können. Und er möchte, dass auch seine Kinder das noch können. Landwirte hätten per se ein ureigenes Interesse, das ihre Lebensgrundlage, Boden, Tier, Natur intakt bleiben. „Wir sperren uns nicht gegen Umwelt- und Naturschutz, aber die Maßnahmen müssen wir zum einen finanziert bekommen, wenn sie Mehrkosten verursachen. Zum anderen müssen sie praxistauglich sein. Wenn etwas zum Betriebsablauf passt, ist die Akzeptanz höher.“ ergänzt LHV-Vizepräsident Carl Noosten.
Der Frust auf den Höfen ist groß, ein Stakkato an Maßnahmen prasselt auf die Landwirte ein, die Kosten steigen aufgrund der immer höheren Anforderungen, die Erzeugerpreise hingegen nicht. Zudem hat vielen Landwirten das Wetter zu schaffen gemacht. Gerade die Futterbaubetriebe haben unter der Dürre 2018, 2019 und im Frühjahr 2020 gelitten ebenso wie unter einer enormen Mäuseplage 2019. „Die 2. Jahreshälfte war Gott sei Dank gnädiger mit uns.“ berichtete Klaus Borde, Landvolk-Kreisvorsitzender in Leer. „In diesem Jahr reichen die Futtervorräte für den Winter, aber die Lücken auf dem Konto bleiben natürlich, es musste fehlendes Futter teuer zugekauft werden und die Wiederherstellung der Wiesen war kostenintensiv.“
Das Jahr der Schweinehalter fing wirtschaftlich eigentlich recht positiv an, bis Corona und ASP den Absatz einbrechen ließen. Gerade für viele Sauenhalter waren das die Punkte, die zur Aufgabe des Betriebes führten. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind für viele nicht mehr erfüllbar und die Auswirkungen der Seuchen taten ihr Übriges. „Den Schweinehaltern vorzuwerfen, dass sie ihre Erzeugung hätten besser anpassen sollen, ist an Hohn kaum zu überbieten. Es ging schließlich um die Tiere, die im November 2019 gezeugt wurden, also zu einem Zeitpunkt, an dem die Lage 2020 noch überhaupt nicht absehbar war.“ ärgert sich der Wittmunder Landvolk-Kreisvorsitzende Günter Lüken über solche Äußerungen. Er berichtete, dass die Erzeugerpreise z. B. für Milch und Getreide, eher in der Seitwärtsbewegung seien, häufig kaum noch die Kosten decken, Investitionen wie z. B. für mehr Tierwohl nicht mehr möglich seien. „Dann ist es auch kein Wunder, dass die Landwirte so viel protestieren.“ erklärt Hartwig Frühling, Vorsitzender vom Auricher Landvolk, „Sie haben das Gefühl, dass sie abgeschafft werden sollen. Das Essen kommt ja sowieso aus dem Supermarkt.“ Die Landwirte wissen sich nicht mehr anders zu helfen und Frühling hofft, dass die Gespräche zwischen den Landwirten und dem Lebensmitteleinzelhandel ein Umdenken bewirken. Es werde eine gute Qualität geliefert, die müsse auch entsprechend honoriert werden.


Neben dem agrarpolitischen Austausch ist im LHV dieses Jahr auch Wahljahr, in den Kreisdelegiertenversammlungen wurden die Vorstände wiedergewählt, die Kreisvorsitzenden bleiben für drei weitere Jahre im Amt. Schlusspunkt der Delegiertenversammlung auf ostfriesischer Ebene waren die Wahlen von Präsident und Vizepräsident. Präsident Manfred Tannen wurde mit überragender Mehrheit wiedergewählt, ebenso wie Vizepräsident Carl Noosten. „Unser geschäftsführender Vorstand hat sich in den letzten drei Jahren zu einem guten Team entwickelt, so können wir die nächsten Herausforderungen angehen.“ blickt Tannen zuversichtlich nach vorn.

 

Manfred Tannen, Klaus Borde, Günter Lüken, Hartwig Frühling, Carl Noosten (v.l.n.r.)
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