Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

19.11.2019

Nitrat – Eine Gefahr für das ostfriesische Grundwasser?

Anlässlich der aktuellen niedersächsischen Verordnung zu den nitratsensiblen Gebieten wird erneut das Horrorszenario von der Gefährdung des Trinkwassers in Ostfriesland an die Wand gemalt. Demnach ist angeblich unter 60 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche das Grundwasser in schlechtem chemischen Zustand. Wie konnte es zu dieser eklatanten Fehleinschätzung kommen?

Zunächst mal gilt es, Oberflächengewässer, Sickerwasser, Grundwasser oder Trinkwasser zu unterscheiden. Die Begriffsverwirrung um diese verschiedenen Kategorien mit teilweise unterschiedlichen Grenzwerten dient auch dazu, Risiken und Gefährdungspotentiale gezielt zu verschleiern bzw. bewusst falsch darzustellen.

Der angeblich kritische Zustand der Oberflächengewässer besteht erst seit drei Jahren. Die „Verschlechterung“ ist auf eine Änderung der Bewertungskriterien zurück zu führen. 2016 wurde der Grenzwert von 50 auf 12,4 mg Nitrat je Liter gesenkt – also weniger als ein Viertel des bislang geltenden Wertes.  

Der Abbau von Nitrat im Boden wird unterschlagen. Weil die Proben im oberflächennahen Sickerwasser entnommen werden, bleibt das sog. Denitrifikationspotential z. B. durch organische Kohlenstoffverbindungen auf dem Weg zum Trinkwasserleiter unberücksichtigt. Die oft zitierte Einschätzung, dass Trinkwasser könnte sich um 32 bis 45 % verteuern, ist damit ebenfalls schlüssig widerlegt, wird aber nach wie vor gerne immer wieder verwendet, um öffentliche Zustimmung für diese Maßnahmen zu generieren.
Als Grundlage für eine schlechte Einstufung eines Grundwasserkörpers reicht schon eine Messstelle mit über 50 mg Nitrat je Liter. Die Ursache der Überschreitung spielt dabei keine Rolle. Die Auswahl der Messstellen erfolgte 2006 nach dem Überwachungsmessnetz gemäß EG-Wasserrahmenrichtlinie im Rahmen eines Monitoringprogramms. Dessen Auswahl ist jedoch alles andere als repräsentativ, weil es sich um eine operative Überwachung handelt. Die dient der Beobachtung von Wasserkörpern mit unklarer bzw. unwahrscheinlicher Zielerreichung, Wasserkörper in gutem chemischen Zustand werden nicht überwacht.


Fazit: Ohne Zweifel ist jede Messstelle über 50 mg Nitrat eine zu viel. Daran muss gearbeitet werden. Ohne eine Ursachenforschung, repräsentative Auswahl und Berücksichtigung des tatsächlichen Gefährdungspotentials ist es jedoch völlig unverhältnismäßig, aufgrund einer derart fragwürdigen Datengrundlage mit einzelnen, offenbar gezielt nach Belastungskriterien angelegten flachgründigen Peilbrunnen ganze Landstriche düngungsmäßig förmlich auszuhungern.  Gerade in Ostfriesland mit Grünland, Rinderhaltung mit dazu passender Flächenausstattung und Böden mit hoher Nährstoffspeicherkapazität ist die Trinkwasserqualität ausgezeichnet. Da ist es geradezu absurd zu unterstellen, eine Mischung von belasteten und unbelasteten Wasser sei nötig, um diese Qualität zu gewährleisten.

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