Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

09.09.2020

Die schwarze Fahne in Ostfriesland…

Seit Anfang der 60er Jahre erkennt man ostfriesische Bauern auf Demos an den mitgeführten schwarzen Landvolk-Fahnen. Ihr Einsatz wurde bisher nicht kritisch gesehen, da sie stets als bäuerliches friedliches Protestsymbol verwendet wurde. Sie war immer ein Zeichen zur Verdeutlichung absoluter Not. Angesichts der derzeitigen Situation befinden wir uns in einer Not. Viele Landwirte sind verzweifelt, wissen weder vor noch zurück und sie haben das Gefühl nichts richtig machen zu können. Sie fühlen sich vergessen: vergessen, dass sie auch nur Menschen sind, vergessen, dass sie Rahmenbedingungen benötigen, mit den sie existenzfähig bleiben können, vergessen, dass sie gute Arbeit machen.


Daher auch die vielen Proteste in den letzten Monaten. Es war unerheblich, welche Strömungen und Verbände dahinter stehen, es waren die Landwirte, die dort unterwegs waren. Die Demos verlaufen in der Regel friedlich und ordentlich. Man kann Radikalität auch nicht mit Gewalttätigkeit gleichsetzen. Rechts- oder auch linksradikale Demos können friedlich verlaufen, was aber nichts an der Radikalität ändert.
Radikalität kann allerdings auch mit Worten zum Ausdruck kommen.
Androhungen und Diffamierungen, Angst einjagen gehören auch dazu. Von dieser Art Radikalität distanzieren wir uns ausdrücklich! Wir stehen für Dialog und Sachlichkeit.


Mit den Protesten, die im Herbst letzten Jahres begannen, wurde die Landvolk-Fahne in ganz Deutschland verwendet und hat damit eine bisher nicht dagewesene Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In diesem Zuge kam auch die schwierige Vergangenheit zur Sprache und die Fahne kann nun mit einem radikalen nationalsozialistischen Zweig der Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein in Verbindung gebracht werden und wird es auch.


Zu unterstellen, dass die frühere Verwendung in Ostfriesland mit Rechtsradikalität einhergegangen ist, wäre eine Fehlinterpretation. Es wäre auch falsch, die Träger der Fahne bei den Protesten in jüngster Zeit unter diesen Generalverdacht zu stellen. Zu beobachten ist jedoch auch, dass die Fahne vereinzelt von Personen verwendet wird, deren Botschaften als radikal im negativen Sinne zu bewerten sind. Zu solchen Gedanken und Aktivitäten stehen wir nicht, damit möchten wir keinesfalls in Verbindung gebracht werden. Das ist auch das Problem, welches mit der weiteren Verwendung der Fahne verbunden ist. Auf den Demos ist nicht erkennbar, mit welcher Gesinnung die Fahnennutzer unterwegs sind.


Aufgrund der „Verwechslungsgefahr“ mit rechtsextremistischen Personen, könnten wir in die rechte Ecke gestellt werden. Das macht uns angreifbar, unsere Positionen/Aktivitäten werden möglicherweise als „rechts“ abgestempelt und damit wertlos. Das hilft keinem. Der Einsatz für unsere Landwirte wird durch das Einmotten der schwarzen Fahne nicht geringer, es bleibt schließlich "nur" ein Stück Stoff, nicht das, was uns ausmacht.

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