Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

02.07.2018

Unterschriftensammlung zur Sicherung des Küstenschutzes

Die niedersächsische Küste an der Nordsee ist geprägt von saftig-grünen Wiesen. Die Böden lassen oftmals keinen Ackerbau zu und so werden Tiere gehalten, weil sie das Gras verwerten können. Das sind Rinder, aber auch Schafe oder Pferde. Dieses Bild prägt die Landschaft und das Flair lockt viele Touristen jährlich in die Küstenregionen. Die Weidehaltung ist auch für Ostfriesland von hoher Bedeutung.

Den Schafen kommt an der Küste aber noch eine ganz besondere Rolle zu: Sie sind Deichschützer. Ihr „goldener“ Tritt ist für die Deichpflege elementar. Sie halten die Grasnarbe kurz und treten den Boden fest. Eine Alternative für diese umweltfreundliche naturnahe Pflege gibt es nicht!

Die Schafhaltung an der Küste und damit der Küstenschutz muss gewährleitstet bleiben. Um diese Forderung publik zu machen, suchen am Montagvormittag Schäfer, Schäferinnen und auch Weidetierhalter den Dialog in Norddeich und möchten über die Risiken der Wiederansiedelung des Wolfes in Ostfriesland aufklären. Der Wolf ist eine Bedrohung für den Küstenschutz. Der bekannte Spruch von Albert Brahms wurde erweitert und verdeutlicht: „Ein Wolf – kein Schaf – kein Deich – kein Land – kein Leben!“

Die jüngsten Zahlen zur Populationsentwicklung des Wolfes und die dokumentierten Wolfsrisse sind alarmierend. Es gab bereits mehrere Wolfsichtungen in Ostfriesland, mehrere Wolfsrissverdachtsfälle und einen sicher dokumentierten Riss eines Kalbs in Ayenwolde. Zäune können die Tiere nicht sicher schützen. Sie verschandeln nur die Landschaft.

 

Wolfsichere Zäune gibt es nur in Zoos...
Die Schäfer suchten den Dialog in Norddeich.
Ihnen macht die Rückkehr des Wolfes Sorge.
Minister Lies nimmt sich Zeit für ein Gespräch.
Er will sich für die Weidetiere einsetzen.

Warum Ostfriesland aus unserer Sicht wolfsfrei sein muss:

Die ostfriesischen Tierhalter sind sich einig: Damit Kuh, Schaf und Pferd auf der Weide bleiben, muss Ostfriesland wolfsfrei bleiben. Ostfriesland ist eine Küstenregion und zum Schutz vor dem Meer von Deichen umschlossen. Die Schafe haben einen für die Deichpflege einzigartigen „goldenen“ Tritt. Sie sind für die Deich- und Landschaftspflege nicht ersetzbar und diese ist mit einem dort jagenden Wolf nicht mehr leistbar.

Außerdem ist Ostfriesland eine Grünlanderegion (fast 2/3 Grünland), diese Flächen sind nicht ackerfähig, d.h. es gibt keine Alternative zur Haltung grasfressender Tiere. Für viele Tierhalter geht es daher um die nackte Existenz, sie haben keine Alternative, ihre Flächen anders zu bewirtschaften.

Weidehaltung hat in Ostfriesland nach wie vor eine große Bedeutung und ist Teil der Kulturlandschaft: in Ostfriesland gehören weidende Rinder zum Landschaftsbild, ebenso wie Schafe auf den Deichen typisch sind. Und auch der Verbraucher fordert weidende Kühe.

Rinder-, Pferde- und Schafhaltung ist (auch aus historischer Sicht) sehr wichtig, ostfriesische Rinder-, Schaf- und Pferdezüchter sind für ihre Zuchterfolge und ihre Tiere weltbekannt.

80% der in Ostfriesland gehaltenen Schafrassen gehören zu den vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen. Seltene Tierrassen sollen einerseits geschützt, aber für den Wolf dürfen sie andererseits geopfert werden? Jahrelange Erhaltungsarbeit ginge verloren.

Die Förderung deckt die Kosten der Schutzmaßnahmen nicht. Schutzmaßnahmen und Schadensersatzforderungen sind mit einem hohen und langwierigen Bürokratieaufwand verbunden. Dazu kommen die Folgekosten, z.B. das Freihalten der Zäune usw. Das KTBL hat 2017 die Kosten der einzelnen Maßnahmen ermittelt, siehe https://www.ktbl.de/inhalte/themen/tierhaltung/tierart/weitere/kleine-wiederkaeuer/herdenschutzmassnahmen0/

Eine Analyse hinsichtlich der Sicherheit der Schutzmaßnahmen liegt aber nicht vor. Es gibt Fälle, in denen Wölfe hohe Zäune übersprungen haben, selbst im Stall wurden bereits Tiere gerissen. Auch Esel und Herdenschutzhunde wurden schon durch Wölfe getötet. Mehrfach mussten Aussagen wie „Der Wolf springt nicht gern.“, „Der Wolf ist ein Nachttier.“, „Der Wolf lebt nur in Wäldern.“ oder „Der Wolf geht nicht in bewohnte Gebiete.“ revidiert werden.

Die Flächen sind in Ostfriesland relativ klein strukturiert und hohe Zäune würden regelrecht die Landschaft zerschneiden, es entsteht eine Art Gefängnis-Charakter, auch entlang von Gräben und Tiefs müssen Zäune aufgestellt werden. Wie hoch müssten die Zäune erst an Wallhecken sein? Sie könnten dem Wolf ja als Sprungschanze dienen. Etwa ein Fünftel der Fläche in Ostfriesland unterliegt einem Schutzgebietsstatus. Diese erlauben in der Regel keine relief-verändernden Maßnahmen (dazu gehört auch höherer Zaunbau). D.h. der Zaunbau müsste zunächst beantragt und schließlich auch genehmigt werden (zusätzliche Kosten). Ähnlich verhält es sich mit dem Untergrabschutz an Deichen und Wallhecken. Sie dürfen und können nicht einfach aufgegraben werden. Unklar ist das Eingraben des Zauns bei Grünland, da wendende Bodenmaßnahmen bei Grünland genehmigungspflichtig sind.

Herdenschutzhunde sind sehr teuer in der Anschaffung und im Unterhalt. Das können sich insbesondere kleinere Betriebe und Hobbytierhalter nicht leisten. Überdies können sie nur im Bereich der Schafhaltung eingesetzt werden, nicht bei Rindern und Pferden. Der ausgeprägte Beschützerinstinkt dieser Tier könnte zudem gefährlich für Fremde werden. D. h. in einem touristisch stark frequentierten Bereich wie die ostfriesische Nordseeküste dürfen die Urlauber dann nicht mehr auf den Deich.

Die materiellen Schäden sind das eine, die Folgen das andere. Keiner will über eine Weide laufen, auf der die Gedärme der Tiere verteilt sind oder traumatisierte Tiere einschläfern lassen. Zwei klare Ansagen zum Thema Wolf hört man von den hiesigen Tierhaltern: „Wenn der Wolf kommt, bleiben meine Tiere im Stall.“ oder „Wenn der Wolf kommt, gebe ich die Tierhaltung auf.“

Es geht nicht generell gegen den Wolf oder um eine erneute Ausrottung. Es geht darum, dass nicht jede Region wolffähig ist. Regionen mit viel Weidehaltung, Küsten mit den Deichen, dicht besiedelte Gebiete dürfen nicht zur Heimat eines Wolfes werden. Es zeigt sich immer wieder und immer häufiger, dass die Weidetiere nicht geschützt werden können. Das zeigt auch die Liste der Nutztierschäden, die unter https://www.nlwkn.niedersachsen.de/naturschutz/wolfsbuero/nutztierschaeden/nutztierschaeden-161701.html zu finden ist.

 

Im letzten Jahr bildete sich das Aktionsbündnis „Aktives Wolfsmanagement“, dessen Positionspapier auf der Website www.aktives-wolfsmanagement.de zu finden ist.

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