Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

30.05.2022

Masterplan Ems – Baustelleneröffnung Tidepolder

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz lädt am 30. Mai zur offiziellen Eröffnung des Tidepolders Coldemüntje ein. Umweltminister Olaf Lies wird gemeinsam mit Bürgermeister und Landrat den ersten Spatenstich ansetzen. In der Einladung heißt es, die Wiederherstellung verloren gegangener, natürlicher tidebeeinflusster Lebensräume sei ein wichtiges Ziel des Masterplans Ems 2050 und dieses Pilotprojekt stünde exemplarisch für die zukünftige Schaffung weiterer Lebensräume.

 

Dass der von Beginn an umstrittene Masterplan Ems nur gegen große Widerstände vor Ort erzwungen werden konnte, wird dabei nicht erwähnt. Pleiten, Pech und Pannen haben das Projekt von Anfang an begleitet. Die ursprünglich geplanten Tidespeicher in Vellage und Weener erwiesen sich bald als ungeeignet. Der Ledapolder dient ausschließlich dem Hochwasserschutz und darf nicht für derartige Experimente missbraucht werden. Bislang sind alle Versuche gescheitert, die Wasserqualität der Ems mit wasserbaulichen Mitteln zu verbessern. Ursache dafür ist der Ausbauzustand des Flusses mit der gestörten Tidedynamik und nicht etwa, wie oft unterstellt, der Einfluss der Landwirtschaft. Daran werden auch keine Tidepolder etwas ändern. Die sollen jetzt nur noch zur Schaffung von Lebensräumen dienen, die es hier zuletzt vor über 2.500 Jahren gegeben hat und die aus Sicht des Küstenschutzes absolut kontraproduktiv sind.

 

Aus landwirtschaftlicher Sicht werden solche Maßnahmen aus folgenden Gründen weiterhin abgelehnt:

-       Sie zerstören in unverantwortlicher Weise kostbares Grünland, das auch naturschutzfachlich als Lebensraum für viele geschützte Arten unwiederbringlich verloren geht.

-       Der Salzgehalt des Emswassers wird voraussichtlich die Biotope im Polder schädigen. Eine Zuwässerung mit Süßwasser aus dem benachbarten Coldemüntjer Schöpfwerkstief steht in direkter Nutzungskonkurrenz zum Wasserbedarf im dort angeschlossenen Grabensystem und ist damit ausgeschlossen.

-       Durch den Polder verlagert sich die Brackwasserzone stromaufwärts, damit steigt die Gefahr der Versalzung des Grundwasserreservoirs des Wasserwerks in Weener.  

 

Nicht zuletzt ist es auch wegen der gestiegenen Kosten mehr als zweifelhaft, ob der prognostizierte Kostenrahmen von 9,5 Mio. Euro noch eingehalten werden kann. Zumal es alles andere als sicher ist, dass wegen der Folgen der Coronapandemie und des Ukrainekrieges die Unterhaltungsbaggerungen im bisherigen Umfang weiter erforderlich sind. Dann wäre auch das Ausmaß der Ausgleichsmaßnahmen entsprechend anzupassen.

 

Zur Eröffnung waren einige Landwirte vor Ort und diskutierten diese Punkte noch einmal.

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