Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

17.06.2016

Diskussion mit EU-Umwelt-Kommissar Vella über Gänse

Wildgänse – besonders die geschützten Nonnengänes – werden an der Emsmündung immer mehr und bleiben immer länger. Das wollen die Landwirte im Rheiderland nicht mehr hinnehmen und fordern, die Population wieder auf ein passendes Maß zu begrenzen. Bereits Anfang April gab es ein Treffen mit Frau Kottwitz, Staatssekretärin im niedersächsischen Umweltministerium. EU-Umweltkommissars Karmenu Vella war am 17. Juni auf Einladung von Matthias Groote, dem umweltpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Europaparlament und Landratskandidat, im Kreishaus in Leer, um sich mit den Landwirten auszutauschen.

 

Kreisrätin Jenny Daun stellte in ihrer Begrüßung das Problem auch aus naturschutzfachlicher Sicht kurz dar und wies darauf hin, dass die Gänse sich nicht an den Schutzgebietskulissen orientierten. SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Johanne Modder befürwortete ein verkürztes Verfahren und wies auf das laufende Monitoring und auf die Lage in den benachbarten Niederlanden hin. Nach Auffassung des EP-Abgeordneten Groote ist die Population aus dem Ruder gelaufen und erfordert kurzfristig Maßnahmen.

Die Landwirte ergänzten dies aus landwirtschaftlicher Sicht und beschrieben das Ausmaß der Schäden und der Futterverschmutzung während der Weideperiode. Insbesondere im Herbst und im Frühjahr, außerhalb des Vertragszeitraums für Gastvogelprogramme, sind die Verluste besonders gravierend und nicht mehr mit der Sozialbindung des Eigentums zu vereinbaren. Dem EU-Umweltkommissar waren solche Probleme u. a. bei den Kormoranen in der Fischerei oder Wölfen in skandinavischen Ländern durchaus bekannt. Er verwies auf Artikel 9 der Vogelschutzrichtlinie, die eine Populationsbegrenzung erlaubt und forderte die Landwirte auf, konkrete Maßnahmen zur Lösung der Schäden vorzuschlagen.

 

Klaus Borde, Vorsitzender des Zweigvereins Niederrheiderland, stellte die bereits geleistete Arbeit, Untersuchungen und Maßnahmen dar und betonte, dass nicht noch mehr Zeit für neue aufwendige Gutachten verbraucht werden soll. Ein möglicher Lösungsansatz ist aus Sicht der Landwirte eine zeitige Vergrämung im Frühjahr, ohne dabei die Wiesenbrüterpopulation in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Kreisvorsitzende Justus Ackermann stellte fest, dass die Population für die ausgewiesenen Schutzgebiete zu groß geworden ist und die nötige Vergrämung eines rechtlichen Rahmens bedarf. Umweltkommissar Vella schlug vor, kurzfristig geeignete Maßnahmen mit kurzer Laufzeit zu testen. Die Abgeordneten zeigten sich offen für ein entsprechendes Pilotprojekt. Nach Auffassung des Landkreises sollten konkrete Lösungsansätze zunächst dem MU vorgestellt werden, um dann eine gemeinsame Umsetzung in Angriff zu nehmen.

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