Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

11.10.2025

Zugvogeltage?

Einmal jährlich werden an der Nordseeküste die Zugvogeltage gefeiert. Sie zeigen eindrucksvoll, wie faszinierend der Vogelzug ist. Besonders die großen Trupps nordischer Gänse gehören dabei zu den imposantesten Naturerlebnissen.

Doch längst ist zu beobachten, dass viele dieser Gänse nicht mehr nur im Winterhalbjahr Rast machen, sondern dauerhaft in unserer Region bleiben. Aus klassischen Zugvögeln sind an vielen Orten Standvögel geworden. Diese Entwicklung führt dazu, dass landwirtschaftliche Flächen über das ganze Jahr hinweg stark beansprucht werden. Die intensiven Fraßschäden betreffen insbesondere Grünland und junge Getreide- und Rapsansaaten – mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen für die Betriebe.

Während die Schönheit der Zugvögel zurecht gefeiert wird, darf nicht übersehen werden, dass der dauerhafte Aufenthalt nordischer Gänse für die Landwirtschaft zu einer ernsten Herausforderung geworden ist.

Wildgänse in Ostfriesland

Jeden Winter rasten Zehntausende nordische Wildgänse in Ostfriesland. Besonders häufig sind Nonnengans, Blessgans und Graugans. Sie kommen aus arktischen Brutgebieten wie Spitzbergen oder Sibirien und finden in unseren Wiesen und Äckern Nahrung und Ruhe.

 

Immer mehr Gänse, immer längere Aufenthalte
Durch milde Winter, besseren Schutz und sichere Rastplätze sind die Bestände deutlich gestiegen. Früher blieben die Tiere von November bis März, heute deutlich länger – von August/September bis teils bis in den Mai oder zunehmend sogar ganzjährig.

 

Herausforderung für die Landwirtschaft:
Der Gänsefraß kann zu erheblichen Schäden führen – nicht nur auf Grünland, sondern auch auf Ackerflächen mit Getreide oder Raps. Besonders betroffen sind Betriebe in Rastgebieten entlang der ganzen Küste und immer häufiger auch im Landesinneren.

Schwieriger Spagat zwischen Schutz und Praxis
Die Gänse nutzen verstärkt landwirtschaftliche Flächen wie Weizen, Raps oder Gerste zur Nahrungssuche. Für die Betriebe bedeutet das: erhebliche Fraßschäden, ungleichmäßige Abreife, zusätzliche Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen sowie höhere Ernte- und Trocknungskosten. In Einzelfällen können ganze Bestände vernichtet werden.

Die Landwirte können nichts dagegen machen: Die Gänse stehen unter strengem Schutz und in den Schutzgebieten herrschen Vergämungsverbote, eine Jagd ist nur unter Auflagen möglich. Zwar gibt es ein Honorierungsprogramm, das betroffene Flächen finanziell ausgleicht. Doch die Zahlungen reichen nicht aus, um die tatsächlichen Verluste zu decken. Viele Landwirte fühlen sich dadurch allein gelassen – und sehen ihre Existenz gefährdet.

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