Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

11.07.2021

Dialog beim Aktionstag Wolf in Middelsterborg

Kommt das Thema Wolf zur Sprache, ist eine hitzige Debatte sicher. Das stellten auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Dialogaktion am Sonntag fest. Weidetierhalter hatten die Politiker aus der Region zum Austausch über die Verbreitung des Wolfes eingeladen. Ihnen war wichtig, die Schwierigkeiten beim Umgang mit dem Wolf aufzuzeigen. Keiner wolle den Wolf erneut ausrotten, betonten die Anwesenden. Wer die Rückkehr des Wolfes jedoch befürworte, sollte auch Lösungen für die Weidetierhalter anbieten. Wichtig für ein Zusammenleben mit dem Wolf und die Akzeptanz sind Regeln, Regeln, die auch den Umgang mit Wölfen festlegen, die durch ihr systematisches bzw. nicht einmaliges Verhalten eine Gefahr für die Weidetiere darstellen.
Der Wolf ist nicht vom Aussterben bedroht, der Erhaltungszustand ist erreicht. Das heißt, der Bestand ist gesichert, auch, wenn auffällige Wölfe aus dem Verkehr gezogen werden.
Gerade in Ostfriesland, mit seinem hohen Grünlandanteil und vielen Tieren auf der Weide, vielen Wallhecken und Gräben, sind die bisher vorgeschlagenen Maßnahmen kaum praxistauglich oder flächendeckend umsetzbar.
Als Beispiel wurde der Schutz der Deichschafe genannt. Deiche schützen die Küstenbewohner vor Sturmfluten. Schafe erhalten mit ihrem so genannten Goldenen Tritt den Deich. Ein Deich kann seeseitig aber nicht wolfabweisend gezäunt werden und der Einsatz von Herdenschutzhunden gefährdet alle Deichbesucher. Zudem graben sie Liegekuhlen, die mit dem Deichschutz unvereinbar sind. Die Deichschäfereien haben immer öfter das Gefühl, dass der Schutz von Wölfen höher wiegt als ihre Arbeit für den Küstenschutz.
Ähnlich ergeht es auch Tierhalterinnen und Tierhalter, die seltene Nutztierrassen halten und züchten. Viele Schafe, aber zum Beispiel auch das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind sind vom Aussterben bedroht. Einige Züchterinnen und Züchter ziehen sich bereits zurück, es fehlen die Mittel, die Tiere zu schützen.
Eine Lösung wurde am Sonntag nicht gefunden, aber vieles diskutiert. Die Beteiligten hoffen, dass weitere Gespräche folgen.




Besonderheiten von Ostfriesland
• Hoher Grünlandanteil, ca. 2/3 Grünland, eine alternative Nutzung z. B. Ackerbau ist nicht erlaubt (Grünlandumwandlungsverbot)
• über 200 km See- und Flussdeiche + z. B. 250 km Haupt- und Schutzdeiche im Leda-Jümme-Gebiet
   o Wolfabweisende Zäune sind nicht möglich
   o Herdenschutzhunde gefährden Anwohner und Touristen, der Deich dürfte nichtmehr betreten werden
   o Stallhaltung für Deichschafe nicht umsetzbar
• Wallheckenstruktur, ca. 6000 km Wallhecken in Ostfriesland
   o Kleinteilige Flächen
   o Wolfsabweisende Zäune müssten mit Abstand zu den Wallhecken errichtet werden
• Schutzgebiete: Zaunbau in Schutzgebieten muss genehmigt werden, reliefverändernde Maßnahmen sind in der Regel nicht erlaubt

 

Statistik für Ostfriesland

Weitere Informationen:
Landesjägerschaft Niedersachsen Wolfsmonitoring https://www.wolfsmonitoring.com
Initiative „WOLF BLEIBT WOLF – Verantwortung für Mensch, Tier und Natur!“
https://wolfbleibtwolf.de
Aktionsbündnis aktives Wolfsmanagement https://www.aktives-wolfsmanagement.de
LHV-Themenseite: https://www.lhv-ostfriesland.de/wolf.html
Bürgerinitiative „Wolfsfreies Ostfriesland“: https://www.facebook.com/rrdff17/

 

Hintergrund: Aktionstag Wolf zeigt Sorgen der Weidetierhalter auf 

 

Ein Dank geht an Familie Groenewold für die Gastfreundschaft!

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