Besorgt schaut Günter Lüken aus Utarp auf die Wetter-App seines Smartphones. Es sind wieder Schauer gemeldet. „Das heißt, heute wird es wieder ein langer Tag.“ weiß der Landwirt. „Wir haben Gras gemäht, um im Winter auch Futter für unsere Tiere zu haben.“ erklärt er. Es gibt verschiedene Wege es haltbar zu machen, entweder es wird als Silage unter Folie vergoren oder zu Heu getrocknet. Beides ist nur bei trockenem Wetter möglich. „Wenn diese Phase nur kurz ist, sind alle auf einmal unterwegs und nicht selten bis in die Nacht hinein.“ bestätigt Lükens Kollege Jakob Schmidt aus Norden und wirbt für Verständnis, wenn es dann auch am Abend oder in der Nacht noch brummt. Normalerweise steht der erste Grasschnitt Anfang bis Mitte Mai auf dem Plan. In diesem Jahr war es dafür zu kalt und zu nass. Die Grasernte verteilt sich normalerweise über 3-4 Wochen in Ostfriesland und nun möchten alle ihr Winterfutter unter die Folie bringen, bevor das Gras an Qualität verliert oder das Wetter umschlägt. Das merken auch die Lohnunternehmen, die Nachfrage ist hoch und Maschinen sind knapp.
„Im Moment ist der Zeitpunkt relativ gut, Qualität und Quantität passen zusammen und die Befahrbarkeit der Flächen verbessert sich von Tag zu Tag.“ freut sich Landwirt Klaus Borde aus dem Rheiderland. Er denkt noch besonders an das letzte Jahr, wo aufgrund der hohen Mäuseschäden kaum etwas zu ernten war. „Da mussten wir das Futter teuer zukaufen.“ berichtet er.
„Wir versuchen Anwohner zu schonen, aber leider gelingt das nicht immer.“ so Lüken. Schmidt zeigt sich erschrocken über die sich häufenden Anzeigen bei der Polizei und betont „Wir machen das nicht zum Vergnügen oder um jemanden zu ärgern, es ist eine Notwendigkeit.“ Wenn es die Umstände erfordern, sind Erntearbeiten in der Nacht erlaubt berichtet der Landwirtschaftliche Hauptverein für Ostfriesland e. V. und bittet um Verständnis für diese sicher nicht alltägliche Situation und dankt allen für ihre Geduld und Nachsicht.