Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland e.V.

Tierseuchen

Stimmt dat ok? Corona als Rache der Natur...

Behauptung: Über Ursache und Wirkung der aktuell grassierenden Coronaseuche tobt der Kampf um die Deutungshoheit. Bundesumweltministerium und Umweltverbände haben wie immer eine passende Erklärung zur Hand. Das Vordringen von Menschen in die Wildnis, in unberührte Natur sei schuld an der Ausbreitung von Zoonosen, also der Übertragung ansteckender Krankheiten von Tieren auf Menschen. In Anlehnung an bewährte quasireligiöse Deutungsmuster handelt es sich demnach um eine Rache von Mutter Natur an übergriffige Umweltfrevler. Sünde und mangelnde Demut mussten schon immer als Gründe für Seuchenzüge und Pandemien herhalten.


Richtigstellung: Was nicht ins Bild passt, ist die Tatsache, dass das Vordringen von Menschen in unberührte Natur ein langandauernder Prozess im Zeitraum von mehreren hunderttausend Jahren war und schon gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts weitgehend abgeschlossen wurde. Die britische Wissenschaftsjournalistin Laura Spinney ist in ihrem aktuellen Bestseller „1918 - Die Welt im Fieber“ den Ursachen der letzten globalen Pandemie vor 100 Jahren auf den Grund gegangen, der sogenannten Spanischen Grippe. Demnach waren es in erster Linie die zahlreichen Wildgänse an der Somme-Mündung in Nordfrankreich, die unter den speziellen Bedingungen des ersten Weltkrieges über die dort konzentrierten britischen Nachschubbasen eine neue Kombination erzeugten, aus Teilen eines Vogelgrippevirus und einer menschlichen H1-Variante entstand. Aus dieser Perspektive ist es weniger die Besiedelung der Wildnis durch Menschen, sondern vielmehr das erneute Vordringen von Wildnis in jahrhundertelang gepflegte Kulturlandschaften, das unkalkulierbare Risiken und Brutstätten für neue Seuchen schafft.


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